Hitzeschlacht in der Wüste von Katar

Pressemitteilung vom 05.10.2016

Hitzeschlacht in der Wüste von Katar

WM-Titelkämpfe beginnen am Sonntag mit Mannschaftszeitfahren – Höhepunkt das Straßenrennen am 16. Oktober

André Greipel ist der Kapitän der deutschen Straßenmannschaft der männlichen Elite, die am 16. Oktober am Persischen Golf um den WM-Titel kämpfen wird. Insgesamt stehen zwölf Entscheidungen bei den Straßen-Weltmeisterschaften in Katar auf dem Programm.

Es ist heiß in Katar, sehr heiß. Als die ersten Fahrer vorgestern den Wüstenstaat am Persischen Golf erreichten, zeigte das Thermometer 40 Grad Celcius. Tony Martin hat deshalb bereits zu Hause im Badezimmer vor einem Heizlüfter Hitze simuliert, um sich besser an die Bedingungen anzupassen. Der dreifache Zeitfahr-Weltmeister war einer der ersten Fahrer der deutschen Delegation,  die nach Katar reisten, denn er bestreitet bereits am Sonntag das Mannschaftszeitfahren für seinen belgischen Rennstall Etixx-Quick Step. Diese Disziplinen werden mit Firmenmannschaften bestritten, nicht mit dem Nationalteam. Auch die Frauen kämpfen dort bereits um den ersten Titel, und die deutsche Equipe Canyon SRAM um Lisa Brennauer und Trixi Worrack geht als Titelverteidiger ins Rennen.

Höhepunkt dieser Weltmeisterschaft aber ist das Einzelrennen der Profis am letzten WM-Tag, dem 16. Oktober. 50 Jahre nach Rudi Altig möchte der Bund Deutscher Radfahrer gern wieder einen Weltmeister präsentieren, was nicht einfach wird. Denn dass es unbedingt zu einem Massenprint kommen wird, wie im Vorfeld immer wieder verkündet wurde, und Kapitän André Greipel oder Joker Marcel Kittel um den Sieg sprinten, ist nur eine von vielen Möglichkeiten. Die Winde in der heißen Wüste von Katar könnten das Peloton frühzeitig zerreißen. Die Hitze wird manchen zum Aufgeben zwingen. Auch eine Ausreißergruppe, die vorher die hochgehandelten Sprinter abhängt, ist möglich. Vielleicht ist das sogar die große Stunde von John Degenkolb, der in den letzten beiden Jahren als Kapitän ins Rennen ging, aber leer ausging. Er war  in diesem Jahr lange verletzt, ist aber rechtzeitig in Top-Form, wie sein Sieg beim Münsterland-Giro am letzten Sonntag beweist. „Meine Motivation ist nach dem Sieg von Münster sehr gestiegen“, ließ der Frankfurter verlauten. Aber auch Andrér Greipel ist bereit: „Es ist mir eine Ehre, Kapitän der deutschen Nationalmannschaft zu sein, auch wenn es mit sechs Fahrern nicht einfach wird,“ sagte der 34-Jährige.  

Das Startkontingent der Nationalteams richtet sich nach den Punkten im internationalen Ranking und da schaffte es Deutschland nicht unter die Top-Ten, die nötig gewesen wären, um neun Fahrer ins Rennen zu schicken.

Im Zeitfahren will Tony Martin seine Niederlage von Richmond vergessen machen, wo er nur den siebten Platz belegte. Der Sieg in Zeitfahren der Großbritannien-Rundfahrt hat ihm wieder Selbstvertrauen gegeben. „Ich habe mich in den letzten Wochen sehr gut vorbereitet und bin zuversichtlich, auf der flachen Strecke von Katar meine gewohnte Leistung abrufen zu können“, sagt Martin, der zuvor noch im Teamzeitfahren starten wird und mit seiner Mannschaft Etixx Quick Step ebenfalls eine Medaille anstrebt. Auch  Nils Politt und Jasha Sütterlin, duie noch um den zweiten Startplatz im Zeitfahren streiten, werden mit ihren Teams Katusha und Movistar im Mannschaftszeitfahren an den Start gehen.

Doppelspitze bei U23

In der Kategorie U23 geht der BDR mit einer Doppelspitze an den Start: Pascal Ackermann (rad-net ROSE-Team) und Philip Bauhaus (Bora Argon 18) haben beide die gleichen Möglichkeiten im Straßenrennen der U23. „Bauhaus ist ein cleverer Sprinter, der genau weiß, welche Position er fahren muss. Er hat sich auch auf der großen Bühne in einigen Profirennen behaupten können und er kann sich im Finale auch allein durchschlagen“, beschreibt Bundestrainer Ralf Grabsch die Fähigkeiten des 22-Jährigen Bocholters, der in dieser Saison mit Etappensiegen in Aserbaidschan, in Dänemark und in der Oberösterreich-Rundfahrt zu überzeugen wusste.

Im deutschen U23-Meister Pascal Ackermann sieht Grabsch einen Fahrer, der „eine tolle Sprintfähigkeit entwickelt hat und der sich international im U23-Bereich sehr stark gezeigt hat.“ Der Pfälzer gewann in dieser Saison zwei Etappen der Tour de Berlin und war Etappenfünfter in der  l`Avenir sowie Dritter beim Münsterland Giro.

In der Tatsache, dass nun beide Sprinter an den Start gehen, sieht Grabsch kein Konfliktpotential. „Wir müssen für alle Situationen gewappnet sein. Und ich würde mich schwarz ärgern, wenn einer von Beiden wegen Defekts oder Sturz ausscheiden würde und der andere säße zu Hause auf dem Sofa“, sagt Grabsch, der die übrigen drei Startplätze an die Zeitfahrer Lennard Kämna, Max Schachmann und Marco Mathis vergeben hat, die im Straßenrennen vor allem die Helferrolle übernehmen -, im Kampf gegen die Uhr aber ihre Chance suchen sollen.

Der frischgekürte Zeitfahr-Europameister Lennard Kämna hofft in seinem zweiten U23-Jahr wieder auf eine Medaille. In Richmond konnte er sich bereits Bronze hinter Max Schachmann sichern, der in diesem Jahr den Sieg will. Der Berliner, im kommenden Jahr Profi bei Etixx Quick Step, hat sogar ein Höhentrainingslager in Livigno selbst finanziert, um sich optimal auf die WM vorzubereiten. Dass er gut mit Hitze umgehen kann, hat er nicht nur bei der Deutschen Zeitfahrmeisterschaft in Streufdorf in Thüringen bewiesen, wo er bei 37 Grad Außentemperatur zum Titel der U23 fuhr. Durch Kämnas Sieg bei den Europameisterschaften ist ein dritter Startplatz möglich geworden, den Marco Mathis besetzt. „Mathis ist ein sehr schlauer Rennfahrer und im Zusammenspiel mit Ackermann weiß er genau, den Sprinter in die entsprechende Position zu bringen“, lobt Grabsch die Fähigkeiten des Schwarzwälders , der in Cottbus Ende August Deutscher Verfolgungsmeister wurde. „Durch seine Bahnerfahrung bringt er alles mit, was er für die WM braucht: Tempohärte, Endschnelligkeit und Cleverness,“ so Grabsch.

Premiere für Lisa Klein

Sechs Fahrerinnen werden in Katar das Frauenrennen bestreiten und bis auf Neuzugang Lisa Klein sind diejenigen nominiert, die auch im letzten Jahr in Richmond an den Start gingen. Lisa Brennauer, die Zeitfahr-Weltmeisterin aus 2014, wird neben Trixi Worrack (beide Canyon SRAM) den Kampf gegen die Uhr aufnehmen und auch im Straßenrennen eine wichtige Rolle spielen.  „Lisa brennauer ist für alle Situationen gewappnet, aber auch Trixi kann alles, sie ist ein Joker und Katar ist ihre Welt. In den letzten Jahren war sie bei der dortigen Rundfahrt immer top platziert,“ sagt Bundestrainer André Korff. „Wenn eine Gruppe geht, ist sie dabei“, hofft Korff. „Stephanie Pohl bringt Cleverness und Schläue mit. Sie hat ein Superauge für die entscheidenden Rennsituationen“, begründet Korff die Nominierung der Cottbuserin. In Lisa Klein sieht Korff eine Fahrerin, die aufgrund ihrer Bahnerfahrung Härte und Schnelligkeit ins Rennen bringen kann. „Sie kann auch mal dagegen halten.“ Für hohes Tempo und  das Stören früher Ausreißergruppen sind Romy Kasper und Mieke Kröger zuständig, die als bewährte Mannschaftsfahrerinnen eingesetzt werden.  „Mit dieser Mannschaft sind wir gut aufgestellt“, sagt Korff. Die Konkurrenz ist in diesem Jahr allerdings extrem stark. Vor allem die Holländerinnen werden zu beachten sein.

Katar ist zwar eigentlich aufgrund der flachen Topographie ein Sprinterkurs, aber die Windverhältnisse können eine entscheidende Rolle spielen. Die Holländerinnen haben mit Olympiasiegerin und Europameisterin Anna van der Breggen und mit der vielfachen Medaillengewinnerin Marianne Vos zwei heiße Eisen im Feuer, und im Zeitfahren peilt Europameisterin Ellen van Dijk eine weitere Medaille an.  Die Briten setzen auf Titelverteidigerin Elizabeth Armitstedt, die Amerikaner auf Evelyn Stevens und die UCI-Ranglisten-Erste Megan Guernier. Ein ganz großes Talent ist auch die polnische U23-Europameisterin Katarzyna Niewiadoma, der es aber noch an Erfahrung fehlt, um die Top-Fahrerinnen der Szene schlagen zu können.

Mit Christa Riffel und Liane Lippert, der frischgebackenen Europameisterin, hat der Bund Deutscher Radfahrer zwei der stärksten Juniorinnen in seinen Reihen. Sie sollen auch in Katar eine Führungsrolle übernehmen und bei den Entscheidungen der Nachwuchsrennen punkten.

Bei den Junioren hofft Bundestrainer Wolfgang Ruser auf eine Top-Ten-Platzierung. Eine Medaille, wie zuletzt 2014 durch Jonas Bokeloh, der im Sprint die gesamte Konkurrenz hinter sich ließ und Junioren-Weltmeister wurde, sieht er jedoch nicht in Reichweite. „Dafür sind wir nicht stark genug“, sagt Ruser, der auf Niklas Märkl als Kapitän setzt. „Er hat ein gutes Auge für entscheidende Rennsituationen und kann sich im Finale gut platzieren“, sagt Ruser, der die Konkurrenz aus Norwegen um Ullebo und Knotten, die Franzosen um den Europameister Nicolas Malle und die Amerikaner um Brandon McNulty am stärksten einschätzt. McNulty war im letzten Jahr schon WM-Dritter im Zeifahren, gewann in dieser Saison die Trofeo Karlsberg. „Er kommt aus Arizona, dem liegen diese extremen Temperaturen“, weiß der Bundestrainer.

 

 

Das WM-Team

 

Elite Männer

Startplätze: Zeitfahren 2, Straßenrennen 6

John Degenkolb (Frankfurt/Giant-Alpecin)

André Greipel (Hürth/Lotto-Soudal)

Marcel Kittel (Erfurt/Etixx Quick Step)

Tony Martin (Kreuzlingen/Etixx Quick Step) *

Nils Politt (Hürth/Katusha) *

Marcel Sieberg (Bocholt/Lotto-Soudal)

Jasha Sütterlin (Freiburg/Movistar)*

 

U23

Startplätze: Zeitfahren 3, Straßenrennen 5

 Lennard Kämna (Fischerhude/Team Stölting) *

Max Schachmann (Berlin/Klein Constantia) *

Marco Mathis (Tettnang/rad-net ROSE-Team) *

Pascal Ackermann (Kandel/rad-net ROSE Team)

Phil Bauhaus (Bocholt/Bora Argon 18)

 

Junioren

Startplätze: Zeitfahren 2, Straßenrennen 5

Richard Banusch (RSC Cottbus) *

Bastian Flicke (PSV Forst) *

Felix Groß (RSV Venusberg)

Maximilian Hamberger (VC Regensburg)

Niklas Märkl (RSV Linden)

Jonas Rutsch (Frankfurter VC)

 

Frauen

Startplätze: Zeitfahren  2, Straßenrennen 6

Lisa Brennauer (Durach/Canyon SRAM) *

Mieke Kröger (Bielefeld/ Canyon SRAM)

Trixi Worrack (Erfurt/ Canyon SRAM) *

Lisa Klein (Erfurt/ Cervelo Bigla)

Stephanie Pohl (Cottbus/ Cervelo Bigla)

Romy Kasper (Forst/ Boels Dolmans)

 

Juniorinnen

Startplätze: Zeitfahren 2, Straßenrennen 5

Franziska Brauße (TSV Betzingen)  *

Liane Lippert (RSV Seerose Friedrichshafen)

Christa Riffel (RSV Edelweiß Oberhausen) *

Hanna Steffen (Genthiner RC 66)

Lea Lin Teutenberg (FC Lexxi Speedbike)

 

Die mit Stern gekennzeichneten Athletinnen/Athleten bestreiten auch das Zeitfahren in ihrer Rennklasse.

 

 

WM-Zeitplan

 

  09.10.   10.30 Uhr                  Mannschaftszeitfahren Frauen Elite      40,0 km

  09.10.   14.30 Uhr                  Mannschaftszeitfahren Männer Elite     40,0 km

  10.10.   09.30 Uhr                  Einzelzeitfahren Juniorinnen                 13,7 km  

  10.10.   11.30 Uhr                  Einzelzeitfahren Männer U23                  28,9 km

  11.10.   09.00 Uhr                  Einzelzeitfahren Junioren                        28,9 km

  11.10.   13.15 Uhr                  Einzelzeitfahren Frauen Elite                   28,9 km

  12.10.   13.45 Uhr                  Einzelzeitfahren Männer Elite                  40,0 km

  13.10.   12.00 Uhr                  Straßenrennen Männer U23                    166 km

                                                   14 km Anfahrt plus 10 Runden

  14.10.   08.30 Uhr                  Straßenrennen Juniorinnen                    74,5 km

                                                 14 km Anfahrt plus 4 Runden

  14.10.   13.15 Uhr                  Straßenrennen Junioren                         135,5 km

                                                   14 km Anfahrt plus 8 Runden

  15.10.   12.45 Uhr                  Straßenrennen Frauen Elite                   134,5 km

                                                  28 km Anfahrt zum Rundkurs, 7 Runden

  16.10    10.30 Uhr                  Straßenrennen Männer Elite                  257,5 km

                                                   151,1 km, dann Rundkurs, 7 Runden zu 15,2 km

 

Die Zeitangaben entsprechen der Ortszeit in Katar. Die Zeit in Deutschland beträgt eine Stunde weniger. Beispiel: 12.00 Uhr Katar, 11.00 Uhr Deutschland

 

 

wichtiger Hinweis an die Kollegen vor Ort!!!!

 

Bitte kontaktieren Sie mich unter: kapp@sportverlag.de wegen der Termine für die bevorstehenden Pressekonferenzen

 

 

 
 
 

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