Junge Talente in den Startlöchern

Pressemitteilung vom 04.06.2018

Junge Talente in den Startlöchern

Zur Situation im deutschen Frauenradsport

Die am Sonntag zu Ende gegangene Thüringen-Rundfahrt ist die einzige  Großveranstaltung  im Frauenradsport in Deutschland. Sie war wieder erstklassig besetzt, obwohl ihr der Weltradsportverband UCI seit Jahren den WorldTour-Status verweigert. Und mit Lisa Brennauer gewann einer der renommiertesten deutschen Fahrerinnen.

In der laufenden Saison sind in Deutschland 97 Frauenrennen gemeldet, 68 Mal gehen die Juniorinnen an den Start, bei insgesamt 400 Rennsportveranstaltungen im kompletten BDR-Straßenkalender. Große internationale Veranstaltungen öffnen sich seit einigen Jahren mehr und mehr dem Frauenradsport.  Die Tour de France und die Vuelta, der Fleche Wallone und Lüttich-Bastogne-Lüttich, das Amstel Gold Race, sie alle präsentieren hochkarätige Frauenrennen mit internationaler Top-Besetzung.

Die positive Entwicklung des Frauenradsports steht trotz vieler Veränderungen aber immer noch auf wackligen Beinen. Die neu eingeführte Women‘s WorldTour ist auf 51 Rennen angewachsen, gegenüber zehn im früheren Weltcup. Das bedeutet aber auch viele Reisen nach Übersee, was für die Teams ein enormer Kostenfaktor ist. Die Preisgelder im Frauenradsport sind nach wie vor viel niedriger als bei den Männern, einen Mindestlohn, den Ex-UCI-Präsident Brian Cookson  bei seinem Amtsantritt Ende 2013 versprach, gibt es immer noch nicht.

In Deutschland sieht Bundestrainer André Korff die Situation dennoch relativ entspannt und eher positiv.  „Wir haben einen Generationswechsel.  „Die Leistungsträger der vergangenen Jahre werden von jüngeren Sportlerinnen abgelöst,“ sagt Korff. Das bedeutet nicht, dass die „Älteren“ nicht mehr erfolgreich wären. Anfang Mai glänzte Charlotte Becker (Berlin/Hitec Products), inzwischen 35 Jahre alt, als Gesamtsiegerin der  zum WorldTour-Kalender gehörenden  Rundfahrt auf Chongming Island in China und feierte damit den international hochwertigsten Sieg einer deutschen Fahrerinnen in diesem Jahr. Lisa Brennauer (Wiggle High5)  startete nach erfolgreicher Bahn-WM mit großer Motivation in die Straßensaison und dominierte am Sonntag die Thüringen-Rundfahrt, wo sie auch einen Etappensieg feierte.

Lisa Klein (Canyon Sram), die im letzten Jahr bei den deutschen Straßenmeisterschaften in Chemnitz die älteren Kolleginnen austrickste, ist international auf dem Weg nach oben.  Sie war in diesem Frühjahr Dritte bei Gent-Wevelgem, hat den Prolog des Festival Elsy Jacobs in Luxemburg gewonnen, sich in der Healthy Ageing Tour gut präsentiert. Ein Schlüsselbeinbruch, den sie bei einem Sturz bei einer Trainingsfahrt erlitt, bremst sie allerdings vorläufig aus.

Liane Lippert (Team Sunweb)  hat sich ebenfalls schon fest im Peloton etabliert und könnte einmal mindestens so gut werden wie Claudia Häusler, die im letzten Jahr ihre Karriere beendet hat und eine exzellente Berg-und Rundfahrerin war.  Die 20-jährige Friedrichshafenerin, 2016 Junioren-Europameisterin im Straßenrennen, gewann am Sonntag die Nachwuchswertung der Thüringen-Rundfahrt und war Zweite in der Bergwertung.

Linn Teutenberg  (Köln/WNT Rotor Pro Cycling Team) bestreitet ein gutes erstes Jahr in der höheren Altersklasse. Auch Christa Riffel (Karlsrhuhe/Canyon – Sram) wird ihren Weg gehen, hat schon einige gute Resultate erzielt. Clara Koppenburg (Lörrach/Cervélo Bigla) überzeugte im Mai in der zur WorldTour zählenden Bira-Rundfahrt. Und Kathrin Hammes (Köln/Trek Drops) konnte in der Thüringen-Rundfahrt  das Bergklassement für sich entscheiden.

Mit Hannah Ludwig steht eine Juniorin in den Startlöchern, die über sehr großes Potential verfügt. „Wenn sie taktisch dazulernt und sich technisch noch entwickelt, dann ist von ihr einiges zu erwarten in Zukunft“, glaubt  Korff und nahm sie deshalb auch ins BDR-Aufgebot der Thüringen-Rundfahrt, „damit sie dort von den älteren Fahrerinnen lernen konnte.“ Die 18-Jährige aus Traben-Trarbach enttäuschte nicht, konnte stets mit den Besten mithalten.

Und last but not least ist Franziska Koch aus Wuppertal zu erwähnen, die in diesem Jahr schon zwei Bundesliga-Rennen für sich entschied und auch als Mountainbikerin ein Ass ist.

 

zum Bild: Starke Juniorinnen: Hannah Ludwig (links) und Franziska Koch

 
 
 

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