Maute und das Schaatser-Prinzip

Pressemitteilung vom 02.04.2014

Maute und das Schaatser-Prinzip

Der Bundestrainer mit dem Blick über den Gartenzaum

Zuletzt war Bundestrainer Dieter Maute in Sachen Kunstrad mal fast privat unterwegs. Um u.a. Sohnemann Max bei den Junioren-Masters zu coachen. Und der 15-Jährige machte als Viertplatzierter seine Sache schon recht gut. Kaum zurück im regionalen Spitzenzentrum auf der Zollernalb, tangieren den Schwaben sofort die – alltäglichen – Probleme der Kader-Athleten, gespickt mit Sponsoren-Gesprächen, Aktionen der Kampagne „Indoor Cycling goes Olympia“.

„Im Moment läuft alles zusammen“, stöhnt er. Denn einmal mehr gilt es, sportliche Abgänge zu kompensieren. Den achtmaligen Weltmeister David Schnabel zu ersetzen, was de facto sowieso nicht geht. Im Mixed beendeten die Geschwister Bassmann, Silber bei der WM in Basel, ihre Karriere. Und die Junioren-Europameister Moritz Straub/Yannick Schlecht werden erst gar nicht die Elite-Klasse aufsteigen. In anderen Verbänden würden bei solchen Hiobsbotschaften die Alarmglocken läuten, beim BDR, Sparte Hallenrad, klagt man auf hohem Niveau. „Wir haben guten Nachwuchs“, weiß Maute. Obgleich er zum Beispiel auf ein Manko bei den männlichen Kids verweist. Die Mädels sind deutlich in der Überzahl.
Aber: am Ende, dh. den Weltmeisterschaften Ende November in Brünn, wären alles andere als deutsche Doppelsiege eine Überraschung. Wie 2013 in Basel, 2012 in Aschaffenburg, 2011 in Japan… „Das Argument unserer Überlegenheit kommt ständig“, mag der Coach die Diskussion, die eigene Sportart „tot zu siegen“ nicht mehr führen. Der Blick über Gartenzäune und Verbandsgrenzen gibt ihm Recht. Die holländischen Schaatser (niederländisch für Eisschnellläufer) hatten ihre Konkurrenz bei Olympia in Sotschi deklassiert. Gleiches galt für die deutschen Rodler um Natalie Geisenberger und Felix Loch. Muss der FC Bayern München künftig mit neun Mann kicken? Und die chinesischen Tischtennis-Virtuosen ohne Schläger an die Platte treten? Maute verneint. „Das ist Leistungssport und zeigt: wenn man seinen Bereich richtig angeht, stellt sich der Erfolg ein.“ Seit zehn Jahren würden internationale Rivalen am Stützpunkt Albstadt trainieren und Tipps abholen. „Aber wenn sie es nicht umsetzen können.“
Aktuell tüftelt Dieter Maute an einem Konzept, „Star Award“ genannt, um an den Schulen Talentsichtung zu betreiben. „Zeige, was du drauf hast, lerne Tricks“, lautet das Motto. Es gibt Medaillen und Urkunden wie bei den Großen - und kostenlose Schnupperkurse.
Bei der Elite winken sowieso Podiumsplätze. Trotz der Rücktritte. Bei den Männern „sind wir voll konkurrenzfähig“, blickt Maute auf Vizeweltmeister Michael Niedermeier sowie dessen nationale Konkurrenten Moritz Herbst und Simon Puls. Die Frauen scharen sich um Corinna Hein, hinter der ein „gegenseitiges Hochpuschen“ für noch mehr Qualität sorgen könnte. Im 2er der Frauen steht ein Dreikampf der amtierenden Titelträger Soika/Wurster gegen die fünfmaligen Weltmeisterinnen Schultheis/Sprinkmeier und die Thürmer-Schwestern bevor. Wer das WM-Ticket löst, bucht die Medaille quasi gleich mit. Nur die Offene Klasse bereitet Sorgen. Hinter dem „Super-Paar“ André und Benedikt Bugner erwartet Maute tatsächlich ausländische Teams auf Augenhöhe. Mit Hilfe eines speziellen Trainingsplanes und intensiven, regelmäßigen, Kontakten versucht man, dass Paar Anja Seipp/Christian Schmidt auf internationales Niveau zu heben.
Mehr als respektabel, in welcher Art die Kunstrad-Weltklasse ihren enormen Aufwand mit Ausbildung resp. Fulltime-Jobs vereinbaren kann. Wie das funktioniert, gleicht annähernd dem Geheimnis der Oranje-Kufenflitzer auf dem Eis. Wenn es die Konkurrenz lüften könnte, wäre sie viel besser…
 

 
 
 

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