Kluge/Augenstein auf Rang vier
Am letzten Tag der UCI-Bahn-Weltmeisterschaften in Chile gab es noch einmal gute Ergebnisse für die deutsche Mannschaft, die bei dieser WM in allen Disziplinen starke Leistungen gezeigt haben und mit sehr guten Platzierungen überzeugten. Bei der Zahl der Medaillen blieb man allerdings hinter den Erwartungen zurück. Der größte Lichtblick dieser WM war Moritz Augenstein, der bei seiner WM-Premiere Gold im Scratch gewann. Eine Silbermedaille holten die Frauen in der Mannschaftsverfolgung.

Der routinierte Roger Kluge und sein elf Jahre jüngerer Partner Moritz Augenstein gehörten im letzten Wettbewerb dieser WM zu den besten Teams, sammelten im Madison Punkte, holten Rundengewinne und lagen bald auf Medaillenkurs. Das deutsche Duo, das zum ersten Mal bei einem internationalen Wettbewerb zusammenfuhr, agierte taktisch klug, hatte das richtige Gespür für entscheidende Attacken und wurde nach dem Rennen auch als Bronzemedaillengewinner verkündet. Moritz Augenstein und Roger Kluge machten sich bereit für die Siegerehrung.

„Wir haben uns ganz gut verkauft und können für unser erstes gemeinsames Rennen echt zufrieden sein,“ sagte Moritz Augenstein nach dem Kampf um die Medaillen. Und Roger Kluge meinte: „Es war kein schlechtes Rennen, auch wenn ich schon mal bessere Beine hatte. Aber es war heute mega schwer, schon in der ersten Hälfte, immer Vollgas, alles offen. Wir haben es über die Länge gemacht und konnten mit den beiden führenden Teams mithalten.“

Doch die erwartete Bronzemedaille bekamen sie doch nicht. Die Jury hatte falsch gerechnet und musste das Ergebnis korrigieren, so dass Deutschland hinter Dänemark auf den vierten Platz zurückfiel und enttäuscht von der Bahn ging.

„Das ist extrem ärgerlich. Es fühlt sich an, als wären wir um eine Medaille betrogen worden. Letztlich ist das Ergebnis so wie es jetzt steht, korrekt. Aber sie haben die ganze Zeit die falschen Punkte angezeigt. Wäre das richtige Ergebnis eingeblendet gewesen, wären wir das Rennen ganz gefahren, hätten die Dänen mehr im Blick gehabt. Das ist ein sehr sehr großer Fehler von den Kommissären, extrem krass, dass so etwas bei einer Weltmeisterschaft passiert,“ ärgerte sich Bundestrainer Lucas Schädlich. „Es tut mir extrem leid für die beiden. Aber wir sind machtlos.“

Auch Lea Sophie Friedrich hat sich den Traum von einer WM-Medaille in Chile nicht erfüllen können. Die 25-Jährige musste sich im Keirin-Finale mit dem sechsten Platz begnügen, nachdem sie zuvor souverän durchs Turnier gekommen war. Doch die erfolgreiche Titelverteidigung der Japanerin Mina Sato konnte sie nicht verhindern. Die zweite deutsche Starterin, Alessa Pröpster schied im Hoffnungslauf aus.

„Das entsprach definitiv nicht dem Anspruch, den wir haben,“ kommentierte Sprint-Bundestrainer Jan van Eijden das Abschneiden seiner Sportlerinnen. „Wir waren überall mit dabei, aber es hat nirgendwo gereicht, um eine Medaille zu holen. Andere Nationen haben nicht nur aufgeschlossen, sondern sind definitiv auch vorbeigezogen. Wir werden zuhause analysieren, was wir anders machen müssen. Bis ins Finale ist Lea heute im Keirin super gefahren, aber grundsätzlich war die Spritzigkeit nicht da. Gerade für Lea ist das super enttäuschend. Sie hatte einen enormen Druck, das hat man heute gesehen“, so van Eijden, der aber auch die starken Leistungen von Henric Hackmann bei den Männern hervorhob: „Henric ist nach oben rausgestochen, hat im Sprint persönliche Bestzeit gefahren, im Zeitfahren überzeugt. Im Sprint und Keirin sind wir aber bei den Männern aber grundsätzlich ein Stück von der Weltspitze entfernt. Da müssen wir den Anschluss wieder finden.“

Im Punktefahren der Frauen fuhr Lea Lin Teutenberg sehr offensiv und kämpfte im letzten Renndrittel um einen weiteren Rundengewinn. Fast hätte sie es noch in die Medaillenränge geschafft, am Ende wurde es dann wieder ein sechster Platz, wie schon im Madison und Ausscheidungsfahren. „Die WM der sechsten Plätze,“ meinte Teutenberg später. „Es war hart allein loszufahren, aber ich musste etwas probieren, das war meine einzige Chance. Am Ende ist es wieder Platz sechs geworden.“ Trotzdem: Dieses Punktefahren war eines der besten, die Teutenberg je gefahren war.

Im Ausscheidungsfahren der Männer fuhr der junge Max-David Briese bei seiner WM-Premiere auf einen sehr guten sechsten Platz.  „Ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Ich war vor dem Rennen so nervös, und am Ende bin ich fast um eine Medaille mitgefahren. Ich war drei zwei Sprints von einer Medaille entfernt, das ist ärgerlich. Aber damit hätte ich niemals gerechnet, das ist für mich noch gar nicht zu begreifen“, schwankte der junge Athlet zwischen Stolz und Enttäuschung.

 

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