Was für ein Auftritt! Es war der erste Start bei seiner ersten Weltmeisterschaft, und dann holte Moritz Augenstein gleich den Titel: Der 28-Jährige fuhr ein starkes Rennen, sehr mutig, sehr offensiv, immer in der richtigen Position. In den letzten Runden immer Herr des Geschehens fuhr er aus der ersten Position einen langen Sprint, wehrte alle Angriffe ab und holte sich verdient das Regenbogentrikot.
Endlich lief es einmal perfekt für den Bahnfahrer aus Pforzheim, der in Keltern lebt und der in den letzten Jahren so oft vom Pech verfolgt war. Schon 2024 war er für die WM in Kopenhagen vorgesehen, dann lief ihm bei einem Kriterium eine Frau ins Rad, er stürzte, brach sich das Schlüsselbein und musste die WM absagen. Im Frühjahr 2025 sollte er bei der EM in Belgien starten. Doch Augenstein verunglückte mit der Nationalmannschaft auf Mallorca, als ein Auto in die Trainingsgruppe fuhr. Wieder verletzte er sich und musste wieder viele Wochen pausieren. Jetzt endlich ist er am Ziel seiner Träume, hat sein erstes WM-Gold gewonnen und wird in Chile noch weitere Medaillenchancen wahrnehmen. Am Samstag startet er im Omnium, am Sonntag zusammen mit Roger Kluge im Madison.
Nur wenige Minuten nach Augensteins Triumphfahrt gewann der deutsche Frauenvierer wie schon 2024 in Kopenhagen die Silbermedaille. Dabei musste GC auf die routinierte Mieke Kröger verzichten. Die „Lokomotive“ des deutschen Vierers leidet an einer Erkältung, trat noch in der Qualifikation an und fuhr zusammen mit Franziska Brauße, Lisa Klein und Messane Bräutigam auf Platz drei hinter Italien und Großbritannien.
In der ersten Runde musste Kröger aber passen, und für sie rückte Laura Süßemilch nach, die 2021 bei der WM in Roubaix zum Goldvierer gehörte. Sehr harmonisch glitt das Quartett über das Holzoval von Chile, lag von Beginn an in Führung und beendete die 4000 Meter in der Bestzeit von 4:09,059 Minuten. Damit waren die Vier nicht nur 1,6 Sekunden schneller als Gegner und Titelverteidiger Großbritannien, sondern auch zwei Sekunden schneller als Finalgegner Italien.
Im Kampf um Gold bot das deutsche Quartett erneut eine starke Leistung, fuhr genau nach Plan, musste aber nach der Hälfte der Distanz Italien die Führung und schließlich auch den Titel überlassen.
Im Sprintturnier ist Lea Friedrich im Viertelfinale ausgeschieden. Als Siegerin der Qualifikation (10,331 S.) konnte Friedrich das 1/16-Finale überspringen und hatte im Achtelfinale wenig Mühe Ekaterina Evlanova zu schlagen. Aber im Viertelfinale verlor sie beide Läufe gegen Alina Lysenko.
Pauline Grabosch schied im Achtelfinale gegen die zweifache Olympiasiegerin von Paris, Ellesse Andrews (NZL) aus.
Im Keirin der Männer war für Maximilian Dörnbach und Luca Spiegel in den Hoffnungsläufen Endstation.
Im Ausscheidungsfahren der Frauen fuhr Lea Lin Teutenberg auf einen guten sechsten Platz.
Reaktionen:
Moritz Augenstein: „Mein erstes großes internationales Rennen, und dann gleich Weltmeister. Das ist unbeschreiblich. Ich bin schon mit Ambitionen angereist, eine Medaille zu gewinnen, aber dass es so super läuft, hätte ich mir nicht träumen lassen. Das Rennen war sehr offensiv, ich hatte gute Beine, und ich konnte alles umsetzen. Ich war vor dem Rennen sehr nervös, aber als der Startschuss fiel, hat es sich gut angefühlt.“
Franziska Brauße: „Erst mal sind wir enttäuscht, weil wir das Trikot nicht gewonnen haben. Wir sind in der Konstellation schon den Weltcup gefahren, haben mit Messane eine junge Fahrerin, die herangeführt werden muss an die hohen Geschwindigkeiten. Aber da ist Potential. Wir haben noch was, was wir verbessern können. Ich habe zum Glück am Samstag noch eine Chance.“
Laura Süßemilch: „Ich war ready dafür.“
Messane Bräutigam: „Das waren auf jeden Fall drei anstrengende Läufe. So ganz zufrieden bin ich mit meinem Finale nicht, da habe ich schon bessere Leistungen gezeigt. Aber natürlich bin ich glücklich, es in die Mannschaft geschafft zu haben. Wir gehören zu den besten Teams der Welt, und ich hoffe, dass Ich in den nächsten Jahren noch eine größere Bereicherung sein kann für die Mannschaft.“
Lisa Klein: „Es war ein gutes Finale. Ich habe alles gegeben, bin am Limit gefahren. Aber es ist schon enttäuschend, dass es so knapp nicht gereicht hat, aber so ist es am Ende. Da müssen wir weiter dran arbeiten.“
Lea Sophie Friedrich: „im ersten Lauf habe ich einen Tick zu spät reagiert, ich habe sie auch anders wahrgenommen, und einen kleinen taktischen Fehler gemacht. Im zweiten Lauf kann ich nicht sagen, was ich falsch gemacht habe. Sie ist fast so schnell wie ich. Aber es ist ärgerlich.“
Lin Teutenberg: „Ich bin bei der EM schwer gestürzt, da hat mich der Sturz heute aus der Bahn geworfen. Ich habe nach dem zweiten Sturz versucht (Anmerkung: Teutenberg gehörte nicht zu den Gestürzten), mich wieder aufs Rennen zu fokussieren und bin froh, dass ich einigermaßen wieder reingefunden habe. Mir hat heute auch ein bisschen das Selbstbewusstsein gefehlt, aber ich denke, das ist trotzdem ein gutes Ergebnis erreicht habe.“
