Vor 50 Jahren wurde der Vierer Olympiasieger

Nächste Woche beginnen die European Championships in München. Sie sind auch eine Homage an die Olympischen Spiele 1972. Im Olympischen Radstadion, das längst nicht mehr existiert, schrieb der Vierer unter Bundestrainer Gustav Kilian Radsport-Geschichte.

Aus deutscher Sicht erlebten die Olympischen Bahnwettbewerbe in München vor einem halben Jahrhundert mit dem Sieg des BDR-Bahnvierers einen großartigen Abschluss. Der BDR-Vierer war in den 60ger und 70ger Jahren das „Flaggschiff der Nation“. 

Udo Hempel, Günther Schumacher, Jürgen Colombo, Günter Haritz und der im Vorlauf eingesetzte Peter Vonhof fuhren ein großartiges Turnier. Schon in der Qualifikation fuhren sie Bestzeit, kamen locker durchs Viertelfinale. Im Halbfinale kam der Vierer anfangs nicht in Tritt, lag sechs Runden vor Schluss hinter Großbritannien zurück, ehe sich das Blatt wendete. Und dabei half der Defekt von William Moore aus dem britischen Vierer, den das Quartett aus dem Königreich so aus dem Rhythmus brachte, dass man vom BDR-Vierer eingeholt wurde. Im Finale gab es ein deutsch-deutsches Duell: Für die DDR gingen Thomas Huschke, Heinz und Herbert Richter und Uwe Unterwalder an den Start.

BDR-Bundestrainer Gustav Kilian, den sie auch den „eisernen Gustav“ nannten, kannte die Stärken seiner Fahrer genau und wusste sie in jedem Lauf richtig einzusetzen. Außerdem war er ein Meister darin, sich immer wieder neue technische Tricks einfallen zu lassen.  So fuhr das Quartett im Finale mit kürzeren Kurbeln, statt mit den üblichen 170ern mit 167,5-Kurbeln. Auch bei der Übersetzung wurde getüftelt. Mit 51 x 15 sauste man über das Oval der Münchner Piste.

Schon die erste Runde lief perfekt: Der Vierer übernahm die Führung, 0,27 Sekunden vor der DDR. Nach 4000 Metern waren es 3,11 Sekunden Vorsprung bei einer Fahrzweit von 4:22,14 Minuten. Der BDR-Vierer holte Gold vor der DDR. Bronze ging an Großbritannien.

50 Jahre später erinnert sich Udo Hempel noch immer gern an den größten Triumph seiner Laufbahn: „An München habe ich gute Erinnerungen. Damals hat alles gepasst. Es gibt Dinge im Leben, da hast du nur eine Chance. Und das war in München.“

Mit der Goldmedaille im Bahnvierer und dem Gewinn der Bronzemedaille durch Hans Lutz in der Einerverfolgung zählte der Bund Deutscher Radfahrer 1972 zu den erfolgreichen Verbänden auf der Bahn. Die DDR gewann in München sogar drei Medaillen, aber keine goldene. Neben dem Silber im Vierer Vierer holten Jürgen Geschke, Vater des heutigen Straßenprofis Simon, und Werner Otto Silber im Tandem, und Jürgen Schütze gewann Bronze im 1000-m-Zeitfahren. Beide Disziplinen gehören längst nicht mehr zum Olympischen Programm, genau wie die Einerverfolgung.

 

Bild: Der Deutsche Olympia-Vierer von München.    Foto: Archiv Schoppe 

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