EM im Zeichen von Olympia

Mit den Europameisterschaften in Apeldoorn (16. bis 20. Oktober) steigen die Bahnfahrer ab Mittwoch in die entscheidende zweite Hälfte der Olympiaqualifikation ein. Auf der WM-Bahn von 2011 und 2018 werden neben der Heim-WM im Berliner Velodrom (26. Februar bis 1. März 2020) die meisten Punkte für die Teilnahme an den Spielen in Tokio vergeben.

Sprint-Bundestrainer Detlef Uibel muss im Vorfeld der Titelkämpfe den Ausfall von Titelverteidiger Stefan Böttcher und Ex-Weltmeister Joachim Eilers (beide Chemnitz) vermelden. Bötticher trat die Reise in die Niederlande nach anhaltenden Magen-Darm-Problemen nicht mit an. Der Europameister von 2018 und WM-Dritte 2019 im Keirin soll aber rechtzeitig bis zum Beginn der Weltcup-Saison in zwei Wochen wieder fit sein. Bei seinem Vereinskollegen Eilers rechnet Uibel aufgrund einer Verengung der Luftwege mit einer längeren Ausfallzeit. Kurzfristig nachnominiert wurde deshalb der Cottbuser Maximilian Levy, der nach knapp einjähriger Pause damit in die Nationalmannschaft zurückkehrt.

„Die Situation ist gerade natürlich sehr unbefriedigend, wir müssen viel improvisieren. Trotzdem sind die Europameisterschaften noch einmal ein ganz wichtiger Schritt in Richtung Tokio 2020 – wir wollen natürlich unsere Plätze in der Rangliste festigen“, sagt  Bundestrainer Uibel, der nach dem Rücktritt von Miriam Welte (Kaiserslautern) auch bei den Frauen seine Planung umstellen musste. In Apeldoorn sollen jetzt Lea Sophie Friedrich (Dassow) und Emma Hinze (Cottbus) gemeinsame Sache machen. Beim Weltcup im Januar in Hongkong belegten beide zusammen den vierten Platz. „Lea wird durch den Rücktritt jetzt mehr und schneller gefordert als geplant. Dazu kommt die Doppelbelastung mit ihrer Polizei-Ausbildung. Wir haben aber schon ein paar Sachen auf Position eins geübt und das hat ganz gut funktioniert“, sagte Uibel.

Auch BDR-Sportdirektor Patrick Moster ist zuversichtlich, dass es gelingt. „Der Kurzzeitbereich der Frauen hat sich hervorragend entwickelt. Die jungen Sportlerinnen sind bereit, Verantwortung zu übernehmen“, sagt Moster.

Im Ausdauerbereich Männer peilt Bundestrainer Sven Meyer mit dem Vierer wie im Vorjahr eine Top-4-Platzierung an, um weiter alle Chancen für Tokio zu wahren. „Im Omnium müssen wir uns ebenfalls vernünftig platzieren. Die Ergebnisse des vergangenen Winters reichen nicht, um uns sicher zu qualifizieren“, so der Bundestrainer. Hier soll Roger Kluge, Vize-Weltmeister 2016 in dieser Disziplin, mehr Verantwortung übernehmen. Der Straßen-Profi steht aber erst beim Weltcup in Glasgow erstmals zur Verfügung. Damit muss auch Madison-Doppel-Weltmeister Theo Reinhardt bei der EM auf seinen angestammten Partner verzichten. Nach seiner guten Form bei den deutschen Meisterschaften und einigen internationalen Rennen wird in Apeldoorn voraussichtlich der Berliner Maximilian Beyer in Omnium und Madison starten.

Frauen-Bundestrainer André Korff kann zu Beginn der Wintersaison im Vierer wieder auf die Straßen-Asse Lisa Brennauer (Durach) und Lisa Klein (Erfurt) zählen, die nach der WM in Yorkshire ihre Saison verlängern und damit zum Auftakt zur Verfügung stehen. Im Vorjahr holten Brennauer, Charlotte Becker (Berlin), Mieke Kröger (Bielefeld) und Gudrun Stock (München) nach einem Sieg im kleinen Finale gegen Polen die erste deutsche Verfolger-Medaille seit 2011. „Wir haben wieder hohe Ziele. Podiumsplätze in der Einer- und Mannschaftsverfolgung stehen ganz oben“, sagte Korff.  „Der Aufwärtstrend im Ausdauerbereich bei Männern und Frauen ist deutlich spürbar,“ sagt Moster,  „obwohl gerade die Frauen eine extrem hohe Belastung haben.“ Nur drei Wochen nach der Straßen-WM in Großbritannien, gehen Brennauer, Klein und Kröger, die dort Silber in der Mixed-Staffel holten, bei der Bahn-EM an den Start.

Neben der EM in Apeldoorn und der Heim-WM Ende Februar 2020 stehen zwischen Anfang November und Ende Januar in Minsk, Glasgow, Hongkong, Cambridge/Neuseeland, Brisbane und Milton/Kanada sechs Weltcups auf dem Kalender, von denen die besten drei ebenfalls ins Ranking eingehen. Nur jeweils acht Nationen werden Anfang August 2020 in Izu, rund 120 Kilometer von Tokio entfernt, um Olympia-Medaillen fahren. Den Kampf um die begehrten Startplätze, der zu einem wesentlichen Teil über den Teamsprint und die Mannschaftsverfolgung läuft, nimmt der BDR aus einer soliden Position auf. Die Teamsprinter liegen auf den Plätzen drei (Frauen) und sechs (Männer), die Verfolger auf den Rängen sieben (Frauen) und sechs (Männer). Allerdings sind die Abstände noch gering und die Rankings momentan „verschoben“, da beispielsweise die kontinentalen Meisterschaften in Amerika bereits stattgefunden haben.

„Wir hoffen, in Apeldoorn unsere Ausgangsposition für die Olympia-Qualifikation für Tokio zu festigen,“ sagt Sportdirektor Moster.

 

Das EM-Aufgebot

Kurzzeit Männer
Bichler Timo (1998/Bahn Team Rheinland-Pfalz)
Dörnbach Maximilian (1995/Team Erdgas 2012)
Engler Eric (1991/Track Team Brandenburg)
Jurczyk Marc (1996/Team Erdgas 2012)                                                                                                                                                                                                                                               Levy Maximilian (1987/Team Erdgas 2012)

Kurzzeit Frauen

Friedrich Lea Sophie (2000/Team Erdgas 2012)
Hinze Emma (1997/Track Team Brandenburg)

Bundestrainer: Detlef Uibel

Ausdauer Männer
Bayer, Maximilian (1993/Heizomat rad-net.de)
Groß Felix (1998/Heizomat rad-net.de)
Reinhardt Theo (1990/Heizomat rad-net.de)
Rohde Leon (1995/Heizomat rad-net.de)
Schomber Nils (1994/Heizomat rad-net.de)
Weinstein Dominic (1994/Heizomat rad-net.de)
Bundestrainer: Sven Meyer

Ausdauer Frauen
Becker Charlotte (1983/FDJ Nouvelle – Aquitaine Futuroscope)
Brauße Franziska (1998/RSV Öschelbronn)
Brennauer Lisa (1988/WNT-ROTOR Pro Cycling)
Klein Lisa (1996/CANYON // SRAM Racing)
Kröger Mieke (1993/Team Virtu Cycling)
Stock Gudrun (1995/RC München)
Bundestrainer: André Korff

 

Der EM-Zeitplan

Mittwoch, 16. Oktober. (ab 19.00 h)
Scratch Frauen
Eliminator Männer
Teamsprint Männer
Teamsprint Frauen

Donnerstag, 17. Oktober (ab 19.00 h)
Eliminator Frauen
Scratch Männer
Mannschaftsverfolgung Männer
Mannschaftsverfolgung Frauen

Freitag, 18. Oktober (ab 18.00 h)
Omnium Frauen
Einerverfolgung Frauen
Sprint Frauen
Sprint Männer
Omnium Männer

Samstag, 19. Oktober (ab 19.00 h)
Einerverfolgung Männer
Punktefahren Männer
Punktefahren Frauen
Keirin Männer
Keirin Frauen

Sonntag, 20. Oktober (ab 14.00 h)
Zeitfahren Männer
Zeitfahren Frauen
Madison Männer
Madison Frauen

Anmerkung: Die angegebenen Uhrzeiten sind jeweils der Beginn der Abendveranstaltungen. Dort fallen die Entscheidungen um die Medaillen; Qualifikationen und Vorläufe finden am Vor- oder Nachmittag statt.

 

TV-Hinweis:

Morgen früh sendet das ARD-Morgen-Magazin einen Beitrag zur Bahn-EM! 

 

 

zum Bild: Lisa Brennauer (links) und Lisa Klein (rechts) gewannen bei der WM im Februar Silber und Bronze in der Einerverfolgung hinter der Australierin Ashley Ankudinoff und gehören auch bei der EM in den niederlanden zu den Medaillenkandidaten.

 

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