Frauen-Vierer in der Spur

Der Frauenvierer im Bund Deutscher Radfahrer befindet sich weiter im Aufwind: Mit der  Bronzemedaille bei den European Games in Glasgow im August letzten Jahres setzte das deutsche Quartett ein erstes Ausrufezeichen. Diese positive Entwicklung soll weitergehen. „Lisa Brennauers Rückkehr auf die Bahn war sicherlich die Initialzündung. Sie ist der Motor der Mannschaft,“ sagt Bundestrainer André Korff, der um die Olympiaqualifikation für Tokio 2020 nicht bangen muss. Der Vierer ist in der Spur, fuhr bei den Weltmeisterschaften in Pruszkow auf den sechsten Platz.

„Wir hatten insgeheim gehofft, ins kleine Finale zu kommen, aber auf dem Weg dahin lagen ein paar Stolpersteine,“ meinte die Europameisterin in der Einerverfolgung, Lisa Brennauer. Sie meinte die gesundheitlichen Probleme von Charlotte Becker und Gudrun Stock, die in Polen nicht ihre gewohnte Form abrufen konnten.  „Im Vierer müssen halt vier Fahrerinnen hundertprozentige Leistung zeigen, das ging heute nicht,“ sagte Brennauer. „Auf dem letzten Kilometer ist es auch mir schwer gefallen, mitzuziehen.“

Auch Lisa Klein hatte vom kleinen Finale geträumt. „Wir hatten uns eigentlich vorgenommen, deutschen Rekord zu fahren, aber dazu braucht es vier gesunde Fahrerinnen,“ sagte die Erfurterin, die für sich persönlich Fortschritte sieht.  „Ich bin sehr stolz, hier bei meiner ersten Elite-WM starten zu können und freue mich auf die Einerverfolgung am Samstag.“

Bundestrainer André Korff ist zufrieden, wie sich das Quartett in den letzten Monaten entwickelt hat. „Sie glauben inzwischen an das was sie können,“ nennt er die gestiegene Motivation als einen Grund für den Leistungsschub. „Dass sie im Hinblick auf die Olympia-Qualifikation auf einem guten Weg sind, haben sie heute bestätigt.“

Mit Lisa Brennauer und Lisa Klein hat er zwei Fahrerinnen im Kader, die überwiegend auf der Straße fahren. Dort geht es in erster Linie um Ausdauer. „Der Trend auf der Bahn geht dahin, größere Gänge zu fahren, mehr Kraft einzusetzen. Das kommt den Straßenfahrerinnen entgegen,“ sagt Korff und ergänzt, dass die Zeiten vorbei sind, als man rein auf eine schnelle Trittfrequenz achtete.

Dass beide Lisas ihm nicht so häufig für Trainingsmaßnahmen zur Verfügung stehen, weil sie für ihre Profi-Teams viele Straßeneinsätze fahren, sieht Korff nicht als Nachteil. „Beide kommen von der Bahn, haben Erfahrung. Sie müssen das nicht mehr erlernen.“  Es zählt das hohe Niveau, das beide von der Straße auf die Bahn bringen.

Als Anfahrerin hat sich Korff in Pruszkow für die erst 20-jährige Franziska Brauße aus Eningen in Württemberg entschieden. „Sie hat ein tolles Tempogefühl und kann sich extrem gut durchbeißen,“ sagt Korff über die Nachwuchsfahrerin, die sich anders als Brennauer und Klein primär auf die Bahn konzentriert. „Als Anfahrerin muss ich drei Führungen fahren, das stecke ich wohl am besten weg“, freut sich Brauße über das Vertrauen des Bundestrainers, die bereits am Bundeswehrstützpunkt in Frankfurt/Oder stationiert ist und dort viel auf der Bahn trainiert. Brauße belegte in Pruszow auch Platz fünf im Scratch. 

Die Leistungsdichte ist auch im Frauenvierer viel größer geworden als noch vor zwei, drei Jahren. Neben Australien und Großbritannien sind es Länder wie Italien, Kanada und Neuseeland, die nach vorn stürmen. Aber davor muss den Verfolgerinnen im BDR nicht bange sein, wenn sie sich weiterhin so stark entwickeln. Auch wenn es in Polen nicht zu einem Podestplatz reichte.

BDR-Sponsoren
BDR-Förderer