Lisa Brennauers letzter Titelkampf

Pressemitteilung vom 21.08.2022

Lisa Brennauers letzter Titelkampf

EM: Allgäuerin verabschiedet sich mit viertem Platz von ihren Fans

Noch einmal 129,8 Kilometer in die Pedale treten. Ein letztes Mal. Getragen von Tausenden von Zuschauern, am Start in Landsberg, vorbei am Ammersee, am Starnberger See und erst recht auf dem 13 km langen Rundkurs in der Münchner Innenstadt mit Ziel am Odeonsplatz. Tosender Applaus brandete auf, als Lisa Brennauer den Zielstrich überquerte, als sie – umringt von ihren Teamkolleginnen - eine letzte Ehrung erfuhr, direkt auf der Zielgeraden, vom Veranstalter der European Championships noch einmal gewürdigt, verabschiedete sich die Olympiasiegerin von ihren Fans und dem deutschen Publikum.

Es war ein überaus emotionaler Abschied und natürlich flossen Tränen, als die Allgäuerin nach fast 15 erfolgreichen Jahren im Profiradsport ihre Karriere in München beendete. Vierte war sie geworden, noch einmal ein großartiges Resultat für einer Frau, die sportlich schon alles in ihrem Leben erreicht hat. Olympiasiegerin, Weltmeisterin, Europachampion, Deutsche Meisterin. Insgesamt 27 internationale Medaillen hat sie in ihrer Laufbahn gewonnen, dazu bei allen namhaften Rundfahrten Etappensiege gefeiert. Lisa Brennauer war die erfolgreichste deutsche Radsportlerin auf Bahn und Straße des letzten Jahrzehnts. Zum Abschluss ihrer Karriere gewann sie noch einmal Gold mit dem Bahnvierer und Silber in der Einerverfolgung, wurde im Einzelzeitfahren von Fürstenfeldbruck vergangenen Mittwoch Zwölfte und beendete das Straßenrennen auf Rang vier.

„Wir hatten eine Medaille im Auge, leider hat es nicht ganz geklappt, aber wir sind trotzdem mit dem Ausgang des Rennens zufrieden. Der Kurs war leider nicht zu anspruchsvoll, darum sind wir viele Attacken mitgegangen, haben versucht das Rennen schwer zu machen. Im Ziel war es dann sehr emotional. Die ganze Mannschaft hat mich umarmt, es flossen ein paar Tränen. Es wird auch noch eine Weile dauern, bis ich angekommen bin, bis ich realisiere, dass es jetzt vorbei ist", sagte Brennauer im Ziel, vom Publikum noch einmal stürmisch gefeiert.

„Ich werde sie vermissen. Wir hatten eine verdammt gute Zeit, waren nicht nur im Rennen Seite an Seite, sondern haben uns auch oft das Zimmer geteilt.  Lisa hat es immer geschafft, hoch motiviert zu sein. Lisa ist eine absolute Teamplayerin, unendlich wertvoll für die Mannschaft. War sie am Start dann wusste man, es läuft,“ sagte ihre langjährige Kollegin aus der Nationalmannschaft, Lisa Klein.

Bundestrainer André Korff lobte ihren langjährigen Einsatz in der Nationalmannschaft und ihre Kompromissbereitschaft: „Mit Lisa zu arbeiten, hat immer Spaß gemacht. Sie ist kein Mensch, der auf seinen Standpunkt beharrt, sondern ist kompromissbereit. Das war vielleicht auch letztlich der Schlüssel ihres großen Erfolges. Lisa ist kollegial, immer fair, immer geradeaus,“ urteilte Korff.

Lisa Brennauer hatte den Zeitpunkt ihres Abschieds selbst gewählt. In München, nicht weit von ihrer Heimat, dem Allgäu, fuhr sie ihr letztes Rennen und belegte einen großartigen vierten Platz hinter der Niederländerin Lorena Wiebes und den Italienerinnen Elisa Balsamo und Rachele Barbieri.

Die deutsche Nationalmannschaft überzeugte mit einer grandisosen Mannschaftsleistung, fuhr ein offensives Rennen, kontrollierte die Konkurrenz, schickte Fahrerinnen in Ausreißergruppen mit. Zu Beginn sorgten Lisa Klein und Romy Kasper für Tempo, danach Mieke Kröger, Franzi Koch und Franziska Brauße.

„Wir haben alles versucht, ohne Lorena Wiebes auf die Zielgeraden zu kommen, aber die Niederländerinnen haben sich im Finale nicht mehr das Heft aus der Hand nehmen lassen", sagte Olympiasiegerin Franziska Brauße. Als letzte Begleiterin war Romy Kasper an Brennauers Seite und bereitete für sie den Sprint vor. „Romy hat Ramba-Zamba gemacht, " sagte Liane Lippert, die sich voll in den Dienst der Mannschaft stellte. „Mieke und ich haben Lisa zum Schluss gut positioniert."

Eine frühe Ausreißergruppe wurde schnell eingeholt, 70 km vor dem Ziel attackierte Liane Lippert, später sorgte wieder Mieke Kröger für Tempo, schließlich Lin Teutenberg, die ein ganz starkes Finale fuhr und alle Attacken mitging, auf den letzten Kilometern mit zwei Fahrerinnen an der Spitze lag. „Das war eigentlich nicht geplant, aber wir wollten das Finale kontrollieren, also musste ich mitgehen. Jetzt bin ich ganz schön kaputt," sagte Teutenberg.

Die Deutschen wollten das Rennen schwer und schnell machen und das Terrain nicht Frankreich und den Niederlanden überlassen. Die Französinnen hatten ebenso wenig wie die Deutschen Interesse an einem Massensprint, anders die Niederländerinnen, die mit Lorena Wiebes die Seriensiegerin dieses Sommers im Team haben und alles für einen EM-Sieg der DSM-Fahrerin bereiten wollten. Und die Operation gelang.

 

zum Bild: Die deutsche Nationalmannschaft verabschiedet Lisa Brennauer auf der Zielgeraden in München.                                Foto: BDR

 
 
 

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