Road to Rio: Heute Karl Platt

Pressemitteilung vom 22.04.2016

Road to Rio: Heute Karl Platt

Es sind nur noch wenige Wochen bis zu den Olympischen Spielen in Rio, und die Athleten des Bundes Deutscher Radfahrer stecken mitten in den Vorbereitungen. In unserer Serie über die potentiellen Olympiakandiaten* des BDR für die Disziplinen Bahn, Straße, Mountainbike und BMX präsentieren wir heute Mountainbiker Karl Platt, der an diesem Wochenende um Qualifikastionspunkte für Rio kämpft.

Gesucht wird: der Mann, der neben den sehr wahrscheinlichen Olympiastartern Manuel Fumic und Moritz Milatz den möglichen dritten deutschen Startplatz im MTB-Rennen in Rio einnehmen könnte. Im Blickfeld von Bundestrainer Peter Schaupp war dabei vor allem eine Garde junger Fahrer. Dass der 38-jährigen Marathon-Spezialist Karl Platt auch noch seinen Hut in den Ring werfen würde, damit hatte niemand gerechnet. Wie auch? Er wusste es ja bis vor einem Monat selbst noch nicht.

Entstanden ist die Idee im Gespräch mit Manuel Fumic. Die Beiden hatten schon immer viel Spaß miteinander. So saß man im Januar in Südafrika zusammen und das Thema Olympia kam auf den Tisch. „Wir haben rumgeschäkert und geflunkert“, berichtet Karl Platt mit einem Lachen. „Mani sagte, du musst es einfach probieren“, erzählt der in Sibirien geborene Pfälzer weiter. Seither trug er diese Idee mit sich herum. Fifty-Fifty, wie er sagt. Doch wirklich zu einem Ziel formulierte sich dieser Gedanke erst nach dem Cape Epic im März. Der überragende Sieg an der Seite seines Schweizer Bulls-Teamkollegen Urs Huber, die „super Form“, die er über die Woche dort zeigte und die rasche Erholung von diesen Strapazen, anders als in den Jahren zuvor, formten sich zum Willen, den Versuch zu starten.

„Im Gegensatz zu anderen Jahren habe ich meine Form für das Cape Epic konstant aufgebaut. Dass wir den (kurzen) Prolog gewonnen haben, ohne dass ich bei 100 Prozent und die ganze Woche nie am Anschlag war, das hat mir viel Selbstvertrauen gegeben“, erläutert Platt. „Dann dachte ich, hey, probier’s doch einfach. Du hast nichts zu verlieren.“

Für Karl Platt ist Olympia ein kleiner Makel in seiner Karriere, denn obschon man ihm immer das Potenzial attestierte, gelang es dem Familienvater während seiner Cross-Country-Ära nie sich für die Spiele zu qualifizieren. Und als er sich dann nach 2008 vollends dem Marathon verschrieb, waren die Träume scheinbar ausgeträumt. Jetzt hat er sie also wiederbelebt.

Seine Chancen sind schwer einzuschätzen. Die physische Grundvoraussetzung dürfte vorhanden sein, fahrtechnisch ist der ehemalige deutsche Junioren-Meister im Downhill auch auf der Höhe. Doch die Transformation des hohen Marathon-Niveaus auf die extrem intensiven Intervall-Belastungen im Cross-Country wird der Knackpunkt sein. Beim Bundesliga-Rennen in Bad Säckingen konnte Platt das erst mal noch nicht umsetzen. 

38 ist normalerweise kein Alter, in dem man sich vom Marathon der Cross-Country-Disziplin zuwendet. Die umgekehrte Richtung dagegen schon. „Ich weiß ja, was mich erwartet“, sagt Karl Platt, der die MTB-Langstrecken-Rennen geprägt hat, wie kaum ein anderer.

Beim Weltcup-Auftakt in Cairns geht es dann für ihn erstmals um die Olympia-Norm. Zweimal Top 20 oder einmal Top-Ten sind gefordert. „Danach werden wir sehen. Wenn ich nur mühselig in die Top 50 fahre, dann werde ich vermutlich sagen, okay, das war’s. Aber wenn’s knapp wird, dann versuche ich es weiter. Die nächsten Weltcups in Albstadt und La Bresse sind geplant“, sagt Platt, der als wertvollstes Cross-Country-Resultat einen zwölften Platz bei der WM 2004 stehen hat. 

2007 hat er im belgischen Houffalize einen 13. Weltcup-Platz belegt. Ein Jahr später hätte ihm der in Richtung Olympia geholfen, doch da lief es nicht wie gewünscht. „Da habe ich zu viele Sachen falsch gemacht“, meint er im Rückblick.

Seine Routine und die Gelassenheit von mehr als 20 Wettkampfjahren könnten dem Auto- und Rennsport-Liebhaber diesmal helfen. Wenn er es tatsächlich nach Rio schafft, dann wäre das ein schönes Stück Sport-Geschichte.

 

Steckbrief:

Geb.: 14.03. 1978

Wohnort: Osthofen

Verheiratet mit Eugenie, 3 Kinder

Erfolge: WM-12. 2004, EM-10. 2004, 5-facher Cape Epic-Sieger, 5-facher Transalp-Sieger, Marathon-WM-6. 2005, Marathon-EM-4. 2008, Deutscher Marathon-Meister 2008, 2015, Deutscher Junioren-Meister Downhill

 

*  Die Porträts umfassen alle Fahrer und Fahrerinnen des erweiterten Olympiakaders, der nicht identisch mit den tatsächlich Nominierten ist.  Die endgültige Nominierung für Rio erfolgt erst zu einem späteren Zeitpunkt durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB).

 
 
 

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