Road to Tokio: Roger Kluge

Pressemitteilung vom 27.04.2021

Road to Tokio: Roger Kluge

Der BDR und seine Olympia-Kandidaten

Am 23. Juli sollen die Olympischen Spiele von Tokio eröffnet werden. Der Bund Deutscher Radfahrer wird in vier Disziplinen, Bahn, BMX, Mountainbike und Straße um Olympisches Edelmetall kämpfen. In den kommenden Wochen stellen wir alle Olympia-Kandidaten des BDR vor. In der heutigen Folge präsentieren wir Roger Kluge, der auf der Bahn im Madison und Omnium auf einen Startplatz hofft. Die Nominierung für Tokio erfolgt durch das Deutsche Olympische Komitee ab Mai.

Im Sommer will Roger Kluge seine vierten Olympischen Spiele bestreiten. Und er gilt als hoffnungsvoller Medaillenkandidat im Omnium und im Madison, wo er zusammen mit Theo Reinhardt fahren wird. Beide haben 2018 und 2019 den WM-Titel in dieser Disziplin gewonnen. Kluge ist sowohl auf der Bahn, als auch auf der Straße zu hause. Von Frühjahr bis Herbst ist der 35-Jährige im Trikot des belgischen Rennstalls Lotto-Soudal als Teamkollege von John Degenkolb aber vor allem als Anfahrer für den Australier Caleb Ewan unterwegs, dem er schon so manchen Sieg vorbereitete. Ende Juli wird er seine Straßensaison kurz unterbrechen, um sich auf die Bahn-Wettbewerbe in Tokio vorzubereiten.

Seinen vorerst letzten großen Auftritt im Oval hatte Kluge Ende Februar 2020 bei der Heim-WM in Berlin. Nach zuvor zweimal Gold (2018, 2019) gewann er zusammen mit Reinhardt (rad-net ROSE-Team) am Schlusstag der Titelkämpfe im ausverkauften Velodrom die Bronzemedaille. Seither drehte sich nichts mehr auf den Pisten Europas. „Wir hatten Riesenglück, dass wir die WM in Berlin noch durchziehen und die Olympia-Qualifikation erfolgreich abschließen konnten“, blickt Kluge zurück. Auch auf der Straße standen im letzten Frühjahr die Räder still, und Kluge nutzte die ungeplante freie Zeit für familiäres Glück: Nach der Geburt seiner zweiten Tochter Elea konnte er sich seiner Familie widmen. Im August führte er dann seine langjährige Lebensgefährtin Judith vor den Traualtar. Den Winter hat er ebenfalls zu Hause verbracht und viel auf der Straße trainiert, wenn es das Wetter zuließ.

Jetzt richtet sich sein Fokus auf Tokio, auf die vierten Spiele nach 2008 Athen, 2012 London und 2016 Rio.

Die Bahn-Wettbewerbe und die Erfolge sind für Kluge immer auch ein wichtiger Schlüssel für seine Straßen-Karriere gewesen. „Ich habe spätestens mit meinem Wechsel zum Team IAM im Jahr 2014 akzeptiert, dass meine Rolle eher in Richtung Helfer geht. Der Beruf hat sich stark spezialisiert – und auf der Straße bin ich eben der Arbeiter“, erklärt Kluge, der für IAM 2016 eine Etappe beim Giro d’Italia im Alleingang gewinnen konnte. Spätestens aber seit seiner Zusammenarbeit mit Caleb Ewan bei Orica (ab 2017) und eben jetzt bei Lotto Soudal ist er der Vorbereiter, der letzte Mann, der Ewan den Sprint anzieht und ihm den Weg zum Sieg bereitet. Da steckt er persönlich zurück für den Erfolg des Teamkollegen.

Aber auf der Bahn ist es anders. Da steht Kluge im Rampenlicht. „Die Bahnerfolge sind eine Art Ersatzbefriedigung. Auf der Bahn kann ich selbst um den Sieg fahren – dort kann ich selbst diese Glücksgefühle haben.“

Dass Kluge auch in Tokio 2021 auf der Bahn eine gute Rolle spielen kann, da ist er sich sicher. „Ich weiß, dass es möglich ist, vorne mitzumischen“, sagt er. Dass es bis dahin wohl kaum noch Möglichkeiten geben wird, im Oval allein oder mit Theo Reinhardt Wettkampfpraxis zu sammeln, bereitet dem Berliner kein Kopfzerbrechen. „Dann ist es halt so. Es gab schon ein paar Jahre, in denen ich im Winter keine Bahn-Wettkämpfe gefahren bin – dann kam zwar hinterher keine WM oder sogar die Olympische Spiele. Aber ich habe keine Angst, nicht den richtigen Tritt für Tokio zu finden. Ich habe inzwischen einfach die Erfahrung. Die ersten Tritte mit dem Bahnrad werden komisch sein – aber ich weiß, ich habe das drin“, sagt der 35-Jährige, der im Vorfeld von Tokio wieder die Tour de France fahren wird. „Die Tour entscheidet über die Form bei Olympia. Ich hoffe, ich komme gut durch und kann mich dann noch ein bisschen erholen“, schaut Roger Kluge voraus und sagt: „Es wird nicht leicht – aber ich habe den Spagat immer hinbekommen.“

 

Im Porträt

Team: Lotto-Soudal, RK Endspurt 09 Cottbus

Geb.: 05.02.1986 in Eisenhüttenstadt
Größe/Gewicht: 1,91 m/84 kg
Wohnort: Berlin
Familienstand: verheiratet, 2 Töchter (Jenna, Elea)

größte Erfolge:
2020: 3. WM Madison (mit Theo Reinhardt), 4. Omnium
2019: 1. WM Madison (mit  T.Reinhardt)
2018: 1. WM Madison (mit T.Reinhardt), 2. EM Madison (mit Reinhardt)
2016: 2. WM Omnium, 6. Olympische Spiele Omnium, Etappensieger Giro d`Italia
2012: 4. Olympische Spiele Omnium
2010: 1. EM Omnium, 5. WM Madison, 8. WM Punktefahren
2009: 5. WM Madison, 7. WM Punktefahren, 8. Ma-Verf., 3. DM Einer-Straße
2008: 2. WM Madison (mit Olaf Pollack), 3. WM Scratch, 2. Olympische Spiele ­Punktefahren, 5. Olympische Spiele ­Madison

 

Roger Kluge privat

Was war für dich dein bisher schönster ­sportlicher Erfolg?  Der Etappensieg im Giro 2016.
Was motiviert dich?  Der Erfolg
Welche Vorbilder hast du?  Keine
Was waren deine Lieblingsfächer in der Schule?  Mathematik und Sport
Was ist dein Lieblingsessen?  Da gibt es viele...
Nenne deine persönliche Stärke und Schwäche  Mentale Stärke, schlechtes Zeitmanagement.
Auf was möchtest du nie verzichten?  Kaffee am Morgen.
Welchen Traum möchtest du dir im Leben noch erfüllen?  Ein Eigenheim.
Was ist für dich ein perfekter Tag?  Ausschlafen an einem schönen Sommertag, gemütliches Frühstück mit der Familie, Oldtimerausfahrt am Morgen, Familien-Bootstour am Nachmittag, Treff mit Freunden auf ein Burger und Bier am Abend.
Welche Überschrift möchtest du gern ­einmal von dir lesen?  Kluge zum Fünften: Paris 2024!

 

 
 
 

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