Abschied vergoldet

Detlef Uibel hört zwar zum Jahresende als Cheftrainer Kurzzeit beim Bund Deutscher Radfahrer auf, das letzte Kapitel seiner Erfolgsgeschichte wird aber gerade noch bei den Bahn-Weltmeisterschaften in Roubaix geschrieben. Mit Gold im Teamsprint der Frauen und Bronze im Teamsprint der Männer ist die Statistik des 62-Jährigen seit Mittwoch um zwei Medaillen-Einträge reicher.

„Ich freue mich sehr über Bronze für die Männer, da hatten wir lange keine Medaille. Aber gerade Gold bei den Frauen ist natürlich ein super-schöner Abschluss – was könnte besser sein, als mit einem WM-Titel abzutreten?“, fragte ein glücklicher Detlef Uibel nach dem Erfolg von Pauline Grabosch, Lea Sophie Friedrich und Emma Hinze. 85 WM-Medaillen – darunter 34 x Gold – sowie drei Olympiasiege kann Uibel jetzt vorweisen.

Wehmut sei trotz des erfolgreichen WM-Auftaktes nicht aufgekommen, versicherte Detlef Uibel glaubhaft. „Ich stehe zu meiner Entscheidung und bin da völlig gefühlsfrei. Abschiedsschmerzen habe ich nicht – es ist eher ein Gefühl der Erleichterung“, beschrieb der 62-Jähirge seinen Gemütszustand. Sonst immer kraftstrotzend wirkte Uibel diesmal deutlich gelöster als sonst. Kein Wunder: Nach mehr als 30 Jahren in Diensten BDR als Trainer sind die Titelkämpfe in Roubaix die letztem für den Lausitzer. Ende 2021 ist Schluss in dieser Funktion.

Die Jahre im Hochleistungssport haben ihren Tribut gefordert, musste sich Uibel in letzter Zeit immer öfter eingestehen. „Es war ein langfristiger Prozess. Schon nach den Olympischen Spielen 2016 in Rio hatte ich mir erstmals Gedanken über das Aufhören gemacht. Damals hatte sich das Thema nach einiger Zeit aber erstmal erledigt“, erinnert er sich. In diesem Jahr forcierte ein glimpflich ausgegangener Schlaganfall im Frühjahr die Überlegungen. „Die Jahre haben Spuren hinterlassen. Ich merke, dass ich nicht mehr der Jüngste bin“, räumt Uibel ein, der im Drebkauer Ortsteil Illmersdorf unweit von Cottbus verwurzelt ist.

Vor wenigen Wochen machte Uibel Nägel mit Köpfen, beendet nun zum Jahresende seine Arbeit als Bundestrainer. Anfang der Woche hat er die Sportlerinnen und Sportler informiert. „Das war mich wichtig“, sagte er. In Zukunft wird er deutlich mehr Zeit haben, auch für seine beiden Töchter Madi und Marie und die beiden Enkel. „Es ist Zeit, Platz zu machen für neue Leute, die neue Impulse setzen. Für mich war es ein Traumjob“, schaut Uibel mit Stolz auf seine erfolgreiche Trainer-Laufbahn zurück. Derzeit laufen die Gespräche über die berufliche Zukunft, noch sei nichts spruchreif. 

„Im Wettkampf hat der Abschied keine Rolle gespielt. Als ich Herrn Uibel nach dem Rennen umarmt habe, ist mir schon eingefallen, dass es das letzte Mal war, dass er uns im Teamsprint begleitet hat. Das war ein gemischtes Gefühl – ich kann es noch nicht richtig einordnen“, sagte Lea Sophie Friedrich nach der erfolgreichen Titelverteidigung von 2020. Im Finale besiegte das Trio in 46,064 Sekunden die Mannschaft aus Russland (46,714). Im Turnierverlauf fuhren Grabosch, Hinze und Friedrich dreimal Weltrekord. „Wir freuen uns einfach sehr, dass wir die Trikots ein Jahr länger tragen dürfen“, ergänzte Emma Hinze nach ihrem vierten WM-Titel in Folge. Noch am späten Abend posteten Grabosch, Hinze und Friedrich auf Instagram fröhlich lachend Fotos aus ihrem Hotel in Tourcoing, unweit von Roubaix – Trikot und Goldmedaille auf dem Bügel.

Detlef Uibel freute sich etwas stiller über die 34. WM-Goldmedaille seiner Trainerlaufbahn. Auf die geliebte Zigarre nach dem Rennen hat er diesmal verzichtet, einerseits war es schon spät, andererseits will er sich das Rauchen abgewöhnen. „Für mich war wichtig, dass alle fokussiert waren – trotz meines angekündigten Rückzugs. Ich habe schon eine positive Stimmung gespürt und mir in der Ansprache so ein Ergebnis gewünscht“, sagte Uibel, der in den nächsten Tagen die deutschen Sprinterinnen und Sprinter noch zu weiteren WM-Medaillen in Roubaix führen will.

 

Foto: Detlef Uibel 

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