Road to Paris: Ricarda Bauernfeind
Die Olympischen Spiele in Paris rücken näher. Der BDR präsentiert in dieser Serie Sportlerinnen und Sportler, die gute Aussichten haben, in Paris am Start zu stehen. Die endgültige Nominierung erfolgt durch den Deutschen Olympischen Sportbund im Juli. In der heutigen Folge stellen wir Ricarda Bauernfeind vor.
Ricarda Bauernfeind bei der Straßen-WM 2023 in Glasgow, wo sie Bronze mit der Mixed-Staffel gewann.Foto: BDR

Mit einem starken sechsten Platz im Gesamtklassement der Vuelta der Frauen hat Ricarda Bauernfeind in der letzten Woche ein Zeichen gesetzt und sich für einen möglichen Startplatz bei den Olympischen Spielen in Paris emfpohlen.

Ricarda Bauernfeind blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück. 2023 stieg sie in die WorldTour auf, überzeugte in der Vuelta mit Platz drei auf der schweren Bergetappe und Rang fünf im Gesamtklassement. Wenige Wochen später brillierte sie auf der fünften Etappe der Tour de France der Frauen, die sie nach einer 36 km langen Alleinfahrt mit 22 Sekunden Vorsprung vor der Schweizerin Marlen Reusser und der Deutschen Meisterin Liane Lippert gewann.

„Das war definitiv mein Highlight des Jahres,“ sagt Bauernfeind. „Das kam so unerwartet, ein Sieg von dem ich nicht mal zu träumen gewagt hätte. Das war alles so weit weg. Anfang des Jahres wusste ich ja nicht einmal, ob ich es schaffen würde, überhaupt ins Team zu kommen. Ich hätte auch akzeptiert, wenn ich nicht dabei gewesen wäre. Und dann gewinne ich eine Etappe.“

2024 will sie genau da anknüpfen, sich aber „gar nicht auf bestimme Rennen festlegen,“ erklärt die 23-Jährige. „Ich will mein Bestes geben und auch Spaß dabei haben und mich weiterentwickeln. Für mich ist ein Rennen schon gut gelaufen, wenn ich zufrieden mit meiner Leistung bin, unabhängig von der Platzierung, denn ich weiß auch, dass im Leistungssport nicht immer alles nach Plan läuft.“

Ihre erste große Bewährungsprobe in der Vuelta hat sie Anfang Mai schon mal mit Bravour bestanden. Dreimal fuhr sie in die Top-Ten, hielt auf den schweren Bergetappen mit den Besten mit und belegte am Ende den sechsten Platz in der Gesamtwertung.

Es ist noch nicht lange her, da war sie noch relativ unbekannt. Erst im Juni 2021 wurde eine größere Öffentlichkeit auf sie aufmerksam, als die Ansbacherin bei den Deutschen Straßenmeisterschaften in Stuttgart Dritter wurde, hinter Lisa Brennauer und Lisa Klein. Das verhalf ihr zu einem Vertrag beim Koblenzer Rennstall Canyon SRAM, mit dem sie erste internationale Erfolge, wie der dritte Platz in der Andalusien-Rundfahrt, feiern durfte. Von da ab ging es steil bergauf.

Als Juniorenfahrerin zog es sie zunächst auf die Bahn. Sie gewann 2017 ihren ersten DM-Titel in der Mannschaftsverfolgung, gewann bei der Junioren-Bahn-EM 2018 ihre erste internationale Medaille, wurde Dritte in der Mannschaftsverfolgung. Doch Ende der 2010-er Jahre hatte sie den Spaß am Radsport verloren, spürte zu viel Druck, wollte die Erwartungen ihres Umfeldes nicht enttäuschen. Und sie tat genau das Richtige, stellte das Rad in die Ecke und konzentrierte sich auf ihr Studium in München, Lehramt mit Fachrichtung Sport, Ernährung, Hauswirtschaft. Wenn sie den Kopf frei kriegen will, greift sie zu Eier, Mehl und Butter, bäckt sie leidenschaftlich gern Kuchen, den sie aber in der Saison nur selten selbst isst.

In Ernährungsfragen kennt sie sich aus, hat sich in ihrer Bachelorarbeit dem Thema gewidmet, wie gut sich Radsportlerinnen zum Thema kohlehydratreiche Versorgung in der Wettkampfphase auskennen. Eine Laufbahn bei der Bundeswehr oder der Polizei wollte sie nicht einschlagen, aber sie wollte Sicherheit, eine berufliche Perspektive, wenn das mit dem Radfahren doch nicht klappt. Und ist heute froh, ihr Studium durchgezogen zu haben.

Längst bestimmt der Radsport ihr Leben. Die bergigen Strecken haben es ihr angetan. Und sie hat für dieses Jahr ein ganz großes Ziel: Die Olympischen Spiele von Paris. „Es wäre großartig, wenn man mich auswählen würde, in Paris starten zu dürfen,“ sagt sie. Die Chancen stehen gut.

 

Im Porträt

Team: Canyon SRAM

Geb.:  01.04.2000 in Ingolstadt

Wohnort: Eichstätt

Olympia-Teilnahme:  0

Erfolge:

2017:  1. J-DM  Mannschaftsverfolgung (mit Paulina Maxima Klimsa, Clara Hamberger und Mareike Germann)

2018: Bronzemedaille Junioren-Europameisterschaft – Mannschaftsverfolgung (mit Reißner, Stern und Finja Smekal) und  Madison (mit Katharina Hechler), 1. J-DM Madison (mit Katharina Hechler)

2021: 3. DM Einer Straße,  10. EM Einer-Straße

2022:  Deutsche U23-Meisterin  Einzelzeitfahren und  Straßenrennen, Europameisterin U23  Mixed-Staffel, Siegerin Visegrad 4 Ladies Race Slovakia, 1. Nachwuchswertung Tour Féminin International des Pyrénées, 3. U23-WM  Einzelzeitfahren und  Straße

2023: Etappensieg Tour de France Femmes, 3. Weltmeisterschaft – Mixed-Staffel, 1. Nachwuchswertung Tour de Romandie, 5. GW Spanien-Rundfahrt, Etappenzweite Zeitfahren, Radsportlerin des Jahres

2024: 6. GW Vuelta , 3 x Top-Ten

 

Richarda Bauernfeind privat

Welchen Traum möchtest du dir im Leben noch erfüllen? Eine eigene gesunde und glückliche Familie haben.

Was ist für dich ein perfekter Tag? Der startet mit einem guten Frühstück und anschließender Trainingseinheit, um anschließend die Zeit mit Freunden und der Familie verbringen zu können.

Welche Überschrift möchtest du gern einmal von dir lesen? Ricarda Bauernfeind eröffnet Café.

Mit wem möchtest du an einer Hotelbar gern mal einen Cocktail trinken? Sally Özcan (Sallys Welt)

Was ist dein Lieblingsfrühstück? Porridge mit Nussmus, Obst, Quark

Was ist deine Lieblingsserie bei Netflix? Schaue ich nicht, aber ansonsten gern Bergdoktor oder die Bergretter im ZDF.

Was ist dein Lebensmotto? Your mind is stronger than your body.

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