Road to Paris: Franziska Brauße
Die Olympischen Spiele in Paris rücken näher. Der BDR präsentiert in dieser Serie Sportlerinnen und Sportler, die gute Aussichten haben, in Paris am Start zu stehen. Die endgültige Nominierung erfolgt durch den Deutschen Olympischen Sportbund im Juli. In der heutigen Folge stellen wir Franziska Brauße vor.
Franziska Brauße auf dem Podium.Foto: BDR

An die letzten Olympischen Spiele hat Franziska Brauße beste Erinnerungen. Da gewann sie mit dem deutschen Bahnvierer Olympisches Gold! Das Quartett verbesserte im Laufe des Turniers dreimal den Weltrekord. Im gleichen Jahr holte Brauße auch noch den WM- und EM-Titel mit dem Vierer. Und zum Jahresende wurden die vier Damen als Deutschlands Mannschaft des Jahres in Baden-Baden ausgezeichnet.

„So etwas ist nicht mehr zu toppen,“ weiß die 25-Jährige, die in Paris aber erneut aufs Podium will, genauer in Saint-Quentin-en-Yvelines. Die Bahn, auf der die Olympischen Medaillen vergeben werden, liegt 30 km südwestlich von Paris. An diese Piste hat Franziska Brauße beste Erinnerungen: 2022 raste sie dort zum WM-Titel in der Einerverfolgung. Inzwischen kann sie eine große Medaillensammlung präsentieren: Olympisches Gold, WM-und EM-Gold. 28 Medaillen hat sie bis heute gewonnen, in Paris soll eine weitere hinzukommen.

Dafür trainiert die Württembergerin hart, schafft den Spagat zwischen Straße und Bahn, und ist voll konzentriert, wenn sie in einen Wettkampf startet. Alles um sie herum kann sie ausblenden. „Da bin ich voll fokussiert. Das ist sicherlich eine Stärke von mir“, sagt sie.

Ihre Karriere begann Franziska Brauße beim TSV Betzingen. 2012 gewann sie ihren ersten nationalen Titel, als sie deutsche Meisterin der Schüler im Straßenrennen wurde. Schon bald entdeckte sie ihre Leidenschaft für die Bahn, wurde 2014 deutsche Jugendmeisterin in der Einerverfolgung, Jahr um Jahr konnte sie sich verbessern, stieg zur nationalen Elite auf gewann 2017 ihre erste internationale Medaille. Bei der U23-WM belegte sie mit dem Bahnvierer Platz drei. Damals schon mit im Team war Laura Süßemilch, die in Tokio ebenfalls in der Mannschaftsverfolgung fahren wird.

Für Frauen-Bundestrainer André Korff ist Brauße eine feste Größe im Team. Erst recht nach dem Rücktritt von Lisa Brennauer, die so etwas wie der „Motor“ des Vierers war. „Franzi fährt immer extrem offensiv. Das ist einfach ihre Art, das hat sie weitergebracht. Daneben hat sie eine aerodynamische Sitzposition wie kaum eine andere“, lobte er die Vorzüge der 25-Jährigen, die die aktuelle Straßensaison wieder für das Profiteam Ceratizit WNT Pro-Cycling-Team fährt und sich dort die nötige Härte holt, um auf der Bahn hohe Wattzahlen zu treten.

Brauße weiß aber auch, dass nicht nur Schnelligkeit auf der Bahn zählt. „Die taktischen Kniffe sind hochinteressant und so wichtig, dass man nicht die stärksten Beine haben muss, um zu gewinnen,“ weiß die Verfolgerin, die seit 2019 zu Hause von Sven Meyer trainiert wird, der inzwischen auch wieder die Männer im Ausdauerbereich des BDR betreut. „Sven hat trainingstechnisch sehr viel Wissen, von dem ich sehr profitiere. Die Arbeit mit ihm hat mich auf jeden Fall weitergebracht,“ sagt sie und setzt auch weiterhin auf die Kombination von Bahn und Straße.

„Meiner Meinung nach ist die Belastung auf der Straße sehr wichtig, um auf der Bahn erfolgreich zu sein“, weiß sie. Dabei sei es nicht immer einfach, beide Kalender unter einen Hut zu bekommen, „aber mein Team Ceratizit WNT kommt mir (und den anderen Bahnfahrerinnen) da sehr entgegen und weiß, wo die Prioritäten in der Zeit vor Olympia sind,“ sagt sie.
Nach Lisa Brennauers Rücktritt musste sich die Mannschaft neu finden, blieb in den letzten beiden Jahren bei Weltmeisterschaften noch ohne Medaillen. Doch bei den Europameisterschaften gelang dem deutschen Vierer sowohl 2023 in Grenchen als auch im Januar 2024 in Apeldoorn als Dritter der Sprung aufs Treppchen. Ein gutes Zeichen in Richtung Olympia. „Ich denke, was die Taktik und Stärke des Vierers angeht, haben wir schon was gutes Neues gefunden und funktionieren als Mannschaft gut,“ sagt Brauße.

Vertrauen in die Mitfahrerinnen und hartes Training sind die wichtigen Komponenten auf dem Weg zu den Olympischen Spielen. Beim Nationen-Cup in Kanada lief es zuletzt nicht ganz rund im deutschen Frauenvierer. „Wir müssen noch an der Feinabstimmung arbeiten,“ sagt Brauße, die auf ein gutes Frühjahr zurückblickt, wo sie in harten Straßenrennen die nötige Grundlage für Paris schuf. „Es lief gut, keine Stürze, keine Krankheiten,“ sagt die 25-Jährige, die mit ihrem Freund Luka Zetzsche in Eningen wohnt. In der knappen Freizeit entspannen die Beiden am liebsten zu Hause.

Franziska Braußes Lebenspartner hat viel Verständnis für die häufige Abwesenheit seiner Freundin, ist er doch selbst Radsportler. Der 26-Jährige bestreitet im Team Bike Aid Südliche Weinstraße die Bundesligarennen, und Franziska Brauße begleitet ihn gelegentlich, wenn es ihr Terminkalender zulässt.

Ende Mai  ist sie wieder in Sachen Olympia-Vorbereitung unterwegs, absolviert einen Bahn-Lehrgang in Frankfurt/Oder. Die Spiele von Paris haben eben derzeit absolut Vorrang.

Im Porträt

Team Ceratizit-WNT Pro Cycling Team

Geb.:  20. 11. 1998 in Metzingen

Wohnort: Eningen

Olympia-Teilnahme: 1 (Tokio)

Erfolge:

2014:   1. DM Jugend Einerverf.

2015:   1. DM Juniorinnen Mannschaftsverfolgung

2016:   1. DM Juniorinnen Einerverfolgung und Punktef.

2017:   3. EM (U23) – Mannschaftsverfolgung, 1. DM Madison (mit Alina Lange)

2018:   2. EM U23 Omnium, 3. EM U23 Mannschaftsverf.

2019:   Europameisterin – Einerverfolgung, 2. EM Mannschaftsverfolgung (mit Lisa Brennauer, Gudrun Stock, Lisa Klein und Mieke Kröger), 1. EM U23  Einerverfolgung, 3. EM U23  Mannschaftsverfolgung, 1. DM  Omnium, Einerverfolgung,  Zweier-Mannschaftsfahren  (mit Lea Lin Teutenberg) und Mannschaftsverfolgung

2020:   3. WM Einerverfolgung, 3. WM Mannschaftsverfolgung (mit Lisa Brennauer, Lisa Klein und Gudrun Stock), 1. Europameisterschaft U23 Einerverfolgung, 2. EM U23 Madison (mit Lea Lin Teutenberg), 2. EM U23 Mannschaftsverfolgung (mit Reißner, Finja Smekal und Lea Lin Teutenberg), 3. EM U23 Punktefahren

2021:   Olympiasiegerin, Weltmeisterin und Europameisterin im Vierer, Siegerin „Mannschaft des Jahres“, 2. WM Einerverfolgung

2022:   1. WM Einerverfolgung, 1. EM Mannschaftsverfolgung, 1. Nations-Cup Glasgow Mannschaftsverf.

2023: 1. EM Einerverfolgung, 2. WM Einer-Verf., 3. EM Mannschaftsverf.

2024: 2. EM Einerverfolgung, 3. EM Mannschaftsverf.

 

Franziska Brauße privat

Welchen Traum möchtest du dir im Leben noch erfüllen?  Eine glückliche und gesunde Familie haben.

Was ist für dich ein perfekter Tag? Der war schon: Das war der Tag, an dem wir mit dem Vierer in Tokio Olympiasiegerinnen wurden.

Welche Überschrift möchtest du gern einmal von dir lesen? Deutscher Frauenvierer fährt unter vier Minuten.

Mit wem möchtest du an der Hotelbar mal ein Bier oder einen Cocktail trinken? Mit Kurt Krömer

Was ist dein Lieblingsfrühstück? Croissant mit Nutella

Was ist deine Lieblingsserie auf Netflix? Grey´s Anatomy, Shopping Queen (Vox)

Was ist dein Lebensmotto? If you never try, you never know.

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