Operation Olympia
Rundenhatz auf der Bahn von Dudenhofen, hohe Wattzahlen treten, Gewichte stemmen im Kraftraum. Deutschlands Bahnsprinter haben eine anstrengende Woche in der Pfalz hinter sich. Alles ist fokussiert auf die Olympischen Spiele in Paris, wo man mit bester Form antreten und um die Medaillen kämpfen will.
Lea Friedrich, Emma Hinze und Pauline Grabosch (von links) beim Training in der Pfalz.Foto: BDR

Gemütlich war es nur im Hotel in Schifferstadt, wo die deutsche Nationalmannschaft Quartier bezogen hatte bei ihrem Lehrgang in der Pfalz. Da warf der Hotelchef am Ruhetag auch schon mal den Grill an, um die Bahnasse mit besten Steaks zu verwöhnen. Während der Trainingseinheiten war es vorbei mit der Ruhe. Es wurde hart, sehr hart gearbeitet, um den Weg Richtung Paris weiterhin optimal zu bestreiten.

Bundestrainer Jan van Eijden hatte einen harten Trainingsblock mit hoher Belastung und intensivem Krafttraining angeordnet, der mit der Teilnahme am Sprinter Grand Prix in Dudenhofen endete. Dort räumte die Nationalmannschaft alles ab, aber das war nicht das Ziel. „Es ging hier nicht darum, auf Sieg zu fahren. Training und Teambildung standen klar im Vordergrund,“ sagte van Eijden und zog eine gute Bilanz. „Es war eine gute Woche, in der wir unsere Ziele alle erreicht haben.“ Das gemeinsame Training von Männern und Frauen, findet van Eijden, sei eine gute Symbiose, weil einer vom anderen profitiert, was der Leistung förderlich ist.

Emma Hinze gewann in Dudenhofen Sprint und Keirin vor ihrer Teamkollegin Lea Friedrich. Im Teamsprint kam Pauline Grabosch dazu. Und natürlich waren die amtierenden Weltmeisterinnen und Weltrekordhalterinnen auch da die Besten. „Ich habe nach der harten Trainingswoche nicht erwartet, dass ich so gute Beine haben würde,“ sagte Hinze in Dudenhofen und nahm viel mit aus der Pfalz, nicht nur neue Erkenntnisse über ihr Leistungsvermögen. „Die Stimmung im Team gibt mir viel mit.“

Auch Lea Friedrich zog eine gute Bilanz, auch wenn das Training viel Kraft kostete. „Es war sehr anstrengend. Unser Training kostet sehr viel Substanz für das ganz große Ziel,“ sagte die 24-Jährige, die im Sprint und Keirin Zweite hinter Hinze war.

Neben dem Training empfing die Mannschaft auch noch an einem Tag die Medien, um über ihre Pläne für Paris zu berichten. Geduldig beantworteten sie alle Fragen, posierten für Fotos, stellten sich für Filmaufnahmen zur Verfügung. Ruhm hat eben seinen Preis. Und das Trio Friedrich/Grabosch/Hinze steht voll im Fokus der Öffentlichkeit, werden sie doch in Paris als Top-Favoritinnen an den Start gehen.

Die ARD widmete den Sprinterinnen sogar einen eigenen Film. Ein Jahr lang hat ein Kamerateam die Drei auf ihrem Weg nach Paris beobachtet. Zu sehen ist der 40-minütige Beitrag am 20. Juli direkt nach der Übertragung der Tour-de-France-Etappe in der ARD.

Auch wenn die Nominierung erst Ende Juni offiziell durch den Deutschen Olympischen Sportbund erfolgen wird, ist es kein Geheimnis, dass der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) auf das Erfolgstrio Friedrich/Grabosch/Hinze setzt. Alessa Pröpster wird als Ersatzfahrerin mit nach Paris reisen.

Bei den Männern ist die Besetzung noch nicht geklärt. Anfahrer Luca Spiegel darf sich große Hoffnungen auf einen Startplatz in Paris machen. Der 20-jährige Pfälzer dominierte zum Abschluss der Trainingswoche den Sprinter Grand Prix von Dudenhofen, feierte drei Siege. „Die Kurve geht immer weiter nach oben, ich spüre das. Aber bis Olympia ist noch viel Luft nach oben,“ sagte Spiegel am Wochenende. Und wurde von Bundestrainer van Eijden gelobt: „Luca geht richtig ab.“

Während Spiegel in Paris wohl seine ersten Spiele bestreiten wird, könnte der erfahrene Maximilian Dörnbach, schon mehrfach Medaillengewinner bei Welt- und Europameisterschaften, zum dritten Mal bei Olympia dabesein. Noch offen ist die Position zwei im Teamsprint der Männer. Da muss sich Bundestrainer van Eijden zwischen dem Cottbuser Nik Schröter und Stefan Bötticher aus Thüringen entscheiden. Beide werden sich Ende Juni in Frankfurt/Oder messen müssen, ehe van Eijden seine Wahl treffen wird.

Die Radrennbahn an der polnischen Grenze wird im kommenden Monat zur zweiten Heimat der deutschen Bahnsprinter. Mit wenigen Tagen Unterbrechung, an denen die Sportlerinnen und Sportler noch einmal nach Hause fahren können, wird intensiv in Frankfurt/Oder trainiert, um optimal vorbereitet nach Paris zu fahren.

Die Konkurrenz ist seit Tokio gestiegen, das Niveau extrem hoch. Olympische Medaillen sind nicht nur bei der deutschen Nationalmannschaft heiß begehrt. „Wir gehören im Frauenbereich sicherlich zu den drei Top-Nationen, aber andere ziehen nach,“ weiß van Eijden.

Am 28. Juli reist die Nationalmannschaft nach Paris. Dann haben die Athletinnen und Athleten noch eine Woche Zeit, auf der Olympiabahn von Saint-Quentin-en-Yvelines zu trainieren. Am 5. August beginnt er dann, der Kampf um Gold, Silber und Bronze.

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