Im Gespräch mit André Greipel

André Greipel wird neuer Sportlicher Leiter der Profi-Straßenmannschaft im BDR. Wie er sich seine neue Aufgabe vorstellt, verrät er in nachfolgendem Interview.

Sie sind viele Jahre im Trikot der Nationalmannschaft gefahren, haben viele WMs bestritten. Was nehmen Sie aus dieser Zeit mit für Ihre neue Aufgabe?
André Greipel: Es war für mich immer eine Ehre, das Nationaltrikot zu tragen. Von den Junioren bis hin zum Profi war ich bei vielen Weltmeisterschaften für den BDR am Start. Ich bringe die Erfahrung mit, die man für eine solche Aufgabe braucht. Ich kenne den Radsport, habe aus der Vergangenheit viel gelernt, und das wird mir künftig dabei helfen.

Eine WM- oder EM-Mannschaft aufzubauen ist nie leicht. Sie werden sich noch daran erinnern, dass es auch in Ihrer aktiven Zeit immer mal wieder Diskussionen um die Zusammensetzung gab. Was wollen Sie besser machen?
Gerade bei der Aufstellung einer Mannschaft kann es immer wieder zu Konflikten kommen. Darum war ich immer ein Verfechter, dass im Auto eine neutrale Person sitzt. Ich weiß aber auch, wie schwierig es ist, eine solche Person zu finden; jemanden, er einerseits viel Wissen hat, sich andererseits absolut neutral verhält. Das traue ich mir absolut zu, sonst hätte ich zu diesem Job nicht ja gesagt.

Hatten Sie schon mal Gelegenheit, mit einigen Fahrern zu sprechen? Wie nehmen diese Ihre neue Position wahr?
Es gilt noch ein paar Dinge zu klären, aber das wird in jedem Fall noch geschehen.

Mit Marcus Burghardt treffen Sie beim BDR auf einen Vize-Präsidenten, mit dem Sie schon gemeinsam im Juniorenalter gefahren sind, auch im Trikot der Nationalmannschaft. Welchen Einfluss hatte das auf ihre Entscheidung?
Ohne ihn hätte ich das nicht gemacht. Marcus spricht auch schwierige Dinge an, nimmt kein Blatt vor den Mund. Wir wissen beide wie der Radsport funktioniert und werden zusammen die richtigen Entscheidungen treffen.

Die Saison der deutschen Profis verlief bisher nicht sehr erfolgreich. Kein guter Moment, so einen Job anzutreten, oder gerade?
Wenn es gut läuft, kann es ja jeder machen. Der deutsche Radsport steht gar nicht so schlecht da, wie es die Ergebnisse und Weltranglisten widerspiegeln. Ich sehe viel Potential.  Ein Lennard Kämna steht zum Beispiel steht derzeit auf Platz 112 der Weltrangliste, das entspricht nicht dem, was er zu leisten vermag. Viele Fahrer haben in ihren Teams auch feste Aufgaben, müssen Helferdienste verrichten und tauchen deshalb nicht auf den vorderen Plätzen der Ergebnislisten auf. Das verzerrt das Bild, ist schlecht fürs Nationenranking.

Sie beraten ab Sommer einige deutsche Rennfahrer. Sehen Sie darin einen Interessenskonflikt?
Mir ist es wichtig, jungen Fahrern zu helfen, einen Vertrag zu bekommen. Dafür verlangt die UCI eine Agentenlizenz. Und darum mache ich sie. Das wird aber in keiner Weise meine Entscheidungen, beispielsweise bei der Nominierung der WM-Mannschaft, beeinflussen. Außerdem werden solche Entscheidungen nie allein von mir getroffen, sondern immer in Abstimmung mit Marcus Burghardt und dem Präsidium.

Was wünschen Sie sich für Ihren ersten Einsatz bei der WM in Glasgow?
Ich werde mich gut vorbereiten, mir auch vorher mal die Strecke ansehen, um besser entscheiden zu können, wen man einsetzt. Das Profil auf dem Papier nützt da wenig. Eine grobe Mannschaftsaufstellung habe ich aber schon im Kopf. Ich wünsche mir, dass ich diese erste WM als Sportlicher Leiter der Profis so meistern kann, wie man das von mir erwartet und möchte natürlich auch meinen eigenen Ansprüchen gerecht werden.

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