Traum vom Regenbogen geplatzt

Pressemitteilung vom 24.09.2022

Traum vom Regenbogen geplatzt

Bärenstarke Liane Lippert wird im WM-Rennen unglückliche Vierte

Liane Lippert hat bei den Straßen-Weltmeisterschaften in Wollongong knapp die Bronzemedaille verpasst. Die Deutsche Meisterin fuhr nach einem offensiven Rennen auf den undankbaren vierten Rang. Trostpflaster für die deutsche Mannschaft: Ricarda Bauernfeind belegt in der Sonderwertung der Klasse U23 Rang drei und gewinnt die Bronzemedaille.

Liane Lippert fuhr heute eines der besten Rennen ihres Lebens und wurde nicht belohnt: Immer wieder zeigte sich die starke Deutsche in der ersten Reihe, gestaltete das Rennen mit großem Kampfgeist und bemerkenswerter Offensivität.

Sie war dabei, als sieben Italienerinnen sich an die Spitze des Feldes setzten und das Tempo forcierten, sie setzte sich an das Hinterrad der Polin Niewiadoma, als diese in der vorletzten Runde attackierte und sie nahm das Zepter selbst in die Hand, so dass am bis zu 14 Prozent steile Anstieg hinauf zum Mount Pleasant das Feld auseinanderriss.

Mit kraftvollem Tritt ließ sie alle Konkurrentinnen stehen. Lediglich die Italienerin Elisa Longo-Borghini konnte folgen. Zu zweit kämpften sie um jede Sekunde. 20 Kilometer vor dem Ziel schaffte es ein Verfolgertrio mit Niewadoma, der Südafrikanerin Ashleigh Moolman-Pasio und Cecile Ludwig aus Dänemark aufzuschließen.  Aber das Rennen war noch nicht entschieden, der Abstand zum Feld zu gering. Und dort machten Australien und die Niederlande mächtig Tempo und holten die Ausreißerinnen zurück.

Kurz vor der Einfahrt in die Schlussrunde attackierte die Schweizer Zeitfahrspezialisten Marlen Reusser, aber Lippert blieb wachsam, konterte und fuhr Reusser auf. Am letzten Anstieg hinauf zum Mount Pleasant gab die 24-Jährige Deutsche erneut Gas, und während Reusser ins Verfolgerfeld zurückfiel, schafften die selben Gegnerinnen wie in der Vorrunde den Anschluss zu Lippert: Longo, Moolman, Ludwig. Aber 1000 Meter vor der Ziellinie wurden die Ausreißer gestellt, weil außer Lippert keine Führungsarbeit leisten wollte.

In der Verfolgergruppe dabei: die Niederländerin Annemiek van Vleuten, die sofort weiterfuhr und mit einem unwiderstehlichen Solo zum Titel sauste, obwohl sie sich beim Teamzeitfahren am Mittwoch bei einem Sturz den Ellengogen gebrochen hatte.

Liane Lippert muss sich im Sprint der Verfolgerinnen mit dem unglücklichen vierten Rang hinter Van Vleuten, Lotte Kopecky (Belgien) und Silvia Persico (Italien) begnügen.

Freuen durfte sich dagegen Teamkollegin Ricarda Bauernfeind, die schon im Zeitfahren Bronze in der U23-Wertung gewann und auch im Straßenrennen aufs Treppchen fuhr. Hinter der Australierin Niamh Fisher-Black und Pfeiffer Georgi aus Großbritannien wurde sie in der Sonderwertung der U23 Dritte.

Reaktionen:

Liane Lippert: „Es ist frustrierend. Ich habe gewusst, wenn die Gruppe durchkommt, habe ich Chancen aufs Regenbogentrikot. Ich hatte auch das Gefühl, dass ich die stärkste der Gruppe war. Ich wollte unbedingt aufs Podium, habe alles gegeben, zu 100 Prozent. Aber die anderen haben sich geschont und die Verfolger konnten aufschließen. Verstehen kann ich das nicht, aber das ist eben Radsport. Im Sprint habe ich zu früh angetreten, weil ich mich noch extrem gut und stark gefühlt habe. Leider hat es nicht gereicht zu einer Medaille, aber ich hatte unterwegs ohnehin von mehr geträumt. Es ist jetzt so wie es ist.“

Ricarda Bauernfeind: „Jetzt noch eine zweite Bronzemedaille ist ein guter Abschluss dieser WM. Ich habe gar nicht nach der U23-Wertung geschaut, der Fokus lag ganz klar auf Liane. Sie war definitiv heute die stärkste und hätte den Titel verdient. Ich konnte ihr im Finale leider nicht mehr helfen.“

Bundestrainer André Korff: „Die Enttäuschung ist groß, Liane hat alles investiert und wurde leider nicht belohnt. Dass Ricarda Bauernfeind Bronze in der U23-Wertung holte, war stark. Sie ist noch nie ein Rennen mit dieser Distanz gefahren.“

 

Juniorinnen in den Top-Zwanzig

Das Rennen der Juniorinnen am Vormittag wurde zu einer One-Women-Show der Britin Zoe Backstedt, die schon das Einzelzeitfahren gewonnen hatte. Die 17-Jährige setzte sich bereits in der ersten von insgesamt vier Runden ab und verteidigte mit mehr als zwei Minuten Vorsprung auf die Konkurrenz ihren Titel aus dem Vorjahr erfolgreich.

Die deutschen Fahrerinnen fuhren ein gutes Rennen, hatten aber am Berg Schwierigkeiten und mussten danach immer wieder Lücken schließen. „Dadurch gerieten sie immer wieder in Zugzwang, was zu viel Kraft kostete,“ sagte Bundestrainer Lucas Schädlich, der trotzdem mit dem Auftritt der Nachwuchssportlerinnen zufrieden war. Vor allem Jette Simon aus Kaiserslautern hatte sich immer wieder vorn gezeigt. „Im Sprint hatte sie leider nicht die richtige Position, um eine bessere Platzierung einzufahren,“ so Schädlich.

Nach 67,2 Kilometern belegten Jette Simon und Justyna Czapla die Plätze 14 und 15. (2:21 Min. zur.), Jule Märkl wurde 33. (5:06 Min.), Hannah Kunz 42 (6:22 Min.) und Seana Littbarski-Gray (8:38 Min.) kam als 55. ins In Ziel.

 

zum Bild: Das deutsche Frauenteam vor dem Start. Von links: Franziska Koch, Lea Lin Teutenberg, Romy Kasper, Mieke Kröger, Liane Lippert und Ricarda Bauernfeind.  Foto: BDR 

 

 
 
 

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