Der Bann ist gebrochen
Der Bann ist gebrochen: Auf die „Golden Girls“ von London ist auch in Rio de Janeiro Verlass – und die Bronzemedaille blinkerte im Licht der Scheinwerfer fast genauso schön wie Gold vor vier Jahren bei den Olympischen Spielen in London. Auch bei den Spielen unter dem Zuckerhut rasten Miriam Welte aus Kaiserslautern und Kristina Vogel aus Erfurt wieder im Teamsprint-Wettbewerb auf das Podium. Das Gute-Laune-Duo steigerte sich von Lauf zu Lauf und setzte sich im kleinen Finale in 32,636 Sekunden gegen Australien (32,658) durch. Gold ging an China (32,107) vor Russland (32,401).

„Wir haben unseren Traum erfüllt“, jubelte Vogel schon vor der Siegerehrung. „Wir kamen diesmal aus einer anderen Position. Aber Olympia-Medaille ist Olympia-Medaille. Ich spüre eine Riesenerleichterung“, freute sich die 25-Jährige. Bereits am heutigen Samstag steigt Vogel wieder auf das Rad, gehört im Keirin als amtierende Weltmeisterin zum engeren Favoritenkreis. „Bronze gibt mir viel Rückenwind. Erster Wettkampf, erste Medaille – so kann es weitergehen“, sagte die Sprinterin, die in der Halle von Lebensgefährte Michael Seidenbecher und Freundin Julia mit einem weithin sichtbaren Plakat unterstützt wurde.

„Das ist so geil“, sagte Miriam Welte und strahlte mit Vogel und der Medaille um die Wette. „Wir haben die letzten Monate so hart dafür gearbeitet. Das hat sich jetzt ausgezahlt Ich bin echt sehr, sehr froh“, so die 29-Jährige, deren Stiefvater, Entdecker und Trainer Frank Ziegler  ebenso in der Halle mitfieberte wie Mutter Alexandra. „Es war klar, dass wir mit unserem Leistungsvermögen nicht um Gold fahren können. Aber wir wollten unbedingt mit einer Medaille nach Hause kommen. Der Traum ist wahr geworden“, sagte Welte, die ebenfalls noch Keirin und Sprint bestreitet.

Bundestrainer Detlef Uibel – seit 25 Jahren in Diensten des Verbandes als Medaillenschmied – zündete sich am Abend im Olympischen Dorf seine obligatorische Zigarre an. „Ich bin natürlich auch sehr erleichtert. Ich hoffe, dass die Medaille ein Korkenzieher für die ganze Mannschaft ist“, sagte Uibel, für dessen Teilmannschaft am ersten Wettkampftag der Teamsprint der Männer nicht wunschgemäß verlaufen war. „Jetzt müssen wir jeden Tag den Fokus neu ausrichten, dann ist noch viel möglich hier“, sagte Uibel, der Weltmeisterin Vogel im Keirin zum Favoritenkreis zählt. „Ich hoffe, dass ihr das Ergebnis Selbstvertrauen gibt.“

Starker Vierer

Der deutsche Bahnvierer der Männer konnte sich zwar seinen Traum von einer Medaille bei den Spielen in Rio noch nicht erfüllen, meldete sich aber nach zwölfjähriger Abstinenz mit einer starken Leistung im Olympia-Revier zurück. Nach Jahren der Flaute steht das ehemalige Flaggschiff wieder unter Segeln. In 3:56,903 Minuten verbesserten Theo Reinhardt (Berlin), Nils Schomber (Neuss), Kersten Thiele (Sinsheim) und Domenic Weinstein (Villingen) in der Zwischenrunde den deutschen Rekord und sicherten sich danach gegen Italien den fünften Platz. Gold ging erwartungsgemäß an Großbritannien in der Weltrekord-Zeit von 3:50,265 Minuten. Sir Bradley Wiggins gewann seine fünfte Olympia-Goldmedaille.

„Wir haben alles gegeben und alle Vorgaben erfüllt. Wir waren so schnell wie noch nie zum passenden Zeitpunkt“, sagte Weinstein. Auch der kurzfristige Ausfall von Anfahrer Henning Bommel aufgrund einer Magenverstimmung konnte den Vierer nicht bremsen. Auch Kersten Thiele war mit dem Abschneiden zufrieden und schaute bereits in die Zukunft: „Die Medaille war ein hoch angesetztes Ziel.  Ich werde der Bahn auf keinen Fall den Rücken kehren. Ich habe 2020 in Tokio als Ziel und will da definitiv um die Medaille fahren.“

Im Sprint der Männer stehen Joachim Eilers (Chemnitz) und Maximilian Levy (Cottbus) im Achtelfinale. Der Keirin-Weltmeister trifft auf den Chinesen Chao Xu, Levy fährt gegen den Australier Matthew Glaetzer um den Einzug unter die letzten acht
 

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