Hohe Erwartungen bei Bahn-WM

Nach den Erfolgen bei der Europameisterschaft in München (acht Goldmedaillen) sind die Erwartungen an die Athletinnen und Athleten des BDR bei der am Mittwoch beginnenden Bahn-Weltmeisterschaft in Saint Quentin-en-Yvelines vor den Toren von Paris hoch.

„Das Niveau bei einer Weltmeisterschaft ist ein anderes als bei kontinentalen Titelkämpfen,“ sagt Sprint-Bundestrainer Jan van Eijden. In München gewannen die Sprinterinnen des BDR alle Titel: Emma Hinze wurde Europameisterin im Teamsprint, Sprint und 500-m-Zeitfahren, Lea Sophie Friedrich gewann Gold im Teamsprint und Keirin.  Maximilian Dörnbach holte außerdem Silber im Keirin und Bronze im Zeitfahren.

„In Paris treffen wir auf einige starke außereuropäische Nationen wie Australien, Kolumbien und China, außerdem werden die europäischen Föderationen noch stärker auftreten als in München“, glaubt van Eijden. Der Pfälzer ist zuversichtlich, dass die Frauen wieder in allen Disziplinen um die Titel fahren werden.  Letztes Jahr in Roubaix gingen sämtliche Titel an den BDR. Neben dem Teamsprint gewannen Friedrich im Keirin und 500-m-Zeitfahren und Hinze im Sprint. Doch die Konkurrenz schläft nicht. Das weiß van Eijden, der sein Team in Frankfurt/Oder auf die Weltmeisterschaften vorbereitet hat.

„Ich wäre nicht zufrieden, nur mit einer Bronzemedaille nach Hause zu fahren. Aber ein Erfolg bei einer WM ist nicht selbstverständlich, sondern harte Arbeit,“ macht die fünffache Weltmeisterin Emma Hinze deutlich. Sie holte vor einem Jahr Gold im Teamsprint (mit Lea Sophie Friedrich und Pauline Grabosch) und im Sprint. „Im Training lief es in den letzten Wochen gut, und ich hoffe, meine Leistungen abrufen zu können,“ so die Cottbuserin.

Teamkollegin Lea Friedrich, 2021 in Roubaix Weltmeisterin im Teamsprint, Keirin und 500-m-Zeitfahren, konnte ihr Potential sogar noch steigern. „Nun bleibt abzuwarten, wie sich das bei der WM auswirkt,“ sagt sie und gibt aber auch zu bedenken, dass die Bahn in Paris sehr steil ist. „Da muss man etwas anders fahren, als sonst.“ Friedrich hofft auf eine erfolgreiche WM: „Es wäre schön, einen Titel zu verteidigen. Wichtig ist aber auch, dass wir Spaß haben.“

Die Weltmeisterschaften im Velodrom National von Saint Quentin-en-Yvelines vor den Toren von Paris sind auch ein wichtiger Testlauf für die Olympischen Spiele in zwei Jahren an gleicher Stelle.

Im Männerbereich sind die Erfolgsaussichten geringer. Im Teamsprint ist das Ziel ins kleine Finale zu kommen. „Wir wollen unser Leistungspotential umsetzen und stabiler werden,“ lautet die Zielsetzung van Eijdens.

Mit Maximilian Dörnbach, Marc Jurczyk, Nick Schröder und dem wieder genesenen Stefan Bötticher reist van Eijden nach Paris. „Stefan ist auf dem richtigen Weg, auch wenn er immer noch Probleme mit der Schulter hat“, berichtet van Eijden. Wegen seiner beim Weltcup in Cali erlittenen Sturzverletzung sei ein langes und kontinuierliches Aufbautraining in den letzten Wochen nicht möglich gewesen. „Das macht sich bei diesem Niveau natürlich bemerkbar.“

Neben den starken Niederländern sieht van Eijden auch in Nicholas Paul (Trinidad-Tobago) und in den Franzosen um Sébastien Vigier die größten Konkurrenten. Sie wollen in Paris ihren Heimvorteil nutzen.

Im Ausdauerbereich der Frauen beginnt das Jahr 1 nach Lisa Brennauer. Die Olympiasiegerin hatte maßgeblichen Anteil am Aufstieg der deutschen Verfolgerinnen, der im letzten Jahr im Olympiasieg des Vierers gipfelte. In Paris fehlt aber nicht nur Brennauer, sondern auch Laura Süßemilch, die im letzten Jahr bei WM und EM am Start war und mit dem Vierer Gold gewann. Die 25-Jährige stürzte bei der Tour de France der Frauen schwer, brach sich drei Wirbel und erlitt einen Bruch am Hinterkopf. Sie befindet sich zwar auf dem Wege der Besserung, aber einsatzbereit ist sie noch nicht. Auch Lisa Klein, die ihre Saison schon beendet hat, ist nicht dabei.

So stehen nur zwei Fahrerinnen des Olympiavierers, Doppel-Europameisterin Mieke Kröger  und Franziska Brauße Paris zur Verfügung. Die beiden freien Startplätze bekommen  Lena Charlotte Reißner, die letztes Jahr bei der EM schon erfolgreich im Vierer eingesetzt wurde, und Lana Eberle.

Für die Einzeldisziplinen setzt Bundestrainer André Korff vor allem auf Lea Lin Teutenberg, die sich bei der letzten Europameisterschaft noch einmal steigern konnte.

Nach dem plötzlichen Rücktritt von Domenic Weinstein setzt Bundestrainer Tim Zühlke in der Mannschaftsverfolgung auf Tobias Buck-Gramcko, Nicolas Heinrich, Theo Reinhardt, Leon Rohde und Ersatzmann Benjamin Boos. „Eine Zeit unter 3:50 Minuten ist das Ziel,“ gibt Zühlke die Marschrichtung vor. „Wichtig ist, den Anschluss an die Weltspitze zu halten“, sagt der Erfurter und rechnet damit, dass Italien und Frankreich bei der WM dominieren werden. Auch die Australier und die Dänen gilt es zu beachten.

Theo Reinhardt sei seit den Europameisterschaften in München noch stärker geworden, urteilt Zühlke und sieht den Berliner wieder im Madison und Ausscheidungsfahren auf Medaillenkurs. Im Madison geht er mit Standardpartner Roger Kluge ins Rennen. Das Duo hat schon zwei WM-Titel errungen und ist amtierender Europameister und damit einer der Favoriten in dieser Disziplin.

Möglicherweise wird Reinhardt auch in der Einerverfolgung starten, weil der BDR dort drei Startplätze bekommt, da Europameister Nicolas Heinrich persönliches Startrecht hat. Der Zwickauer soll es in Paris ins kleine Finale schaffen. Auch Moritz Malcharek, Silbermedaillengewinner im Scratch von München, ist eine Medaille zuzutrauen. Tim Torn Teutenberg, der in München nicht am Start war, wird im Omnium und Ausscheidungsfahren eingesetzt. „In allen Disziplinen wollen wir in die Top-Fünf fahren“ hofft Zühlke auf ein erfolgreiches Abschneiden in Paris.

Alle Infos und Zeitpläne zur WM unter:  www.velodrome-national.com

Bild: Hoffen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung im Teamsprint: Pauline Grabosch, Emma Hinze, Lea Sophie Friedrich (v.l.).

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