Zweimal Gold bei Bahn-EM

Das war ein starker Auftakt mit zweimal Gold am ersten Wettkampftag: Lea Sophie Friedrich, Pauline Grabosch, Emma Hinze und Alessa-Catriona Pröpster haben den EM-Titel im Teamsprint der Frauen erfolgreich verteidigt. Die Sprinterinnen, die auch amtierende Weltmeisterinnen und Weltrekordhalter in dieser Disziplin ist, schlugen im Finale Großbritannien und holten sich die zweite Goldmedaille nach München 2022. Ausdauer-Fahrer Tim Torn Teutenberg (Foto) holte sich im Ausscheidungsfahren seinen ersten Titel in der Elitekasse.

Zum Auftakt der Bahn-Europameisterschaften in Grenchen in der Schweiz wurden die deutschen Teamsprinterinnen ihrer Favoritenrolle gerecht. In 47,470 Sekunden fuhren Pauline Grabosch, Emma Hinze (beide RSC Cottbus) und die als Schlussfahrerin eingesetzte Alessa Pröpster (RV Offenbach) bereits die Bestzeit, waren 0,315 Sekunden schneller als Frankreich mit Sprint-Weltmeisterin Mathilde Gros.

In der nächsten Runde setzte Bundestrainer Jan van Eijden Lea Sophie Friedrich ein, die anstelle von Alessa Pröpster fuhr. Und das Trio überzeugte im Duell gegen Italien mit einem neuen Bahnrekord: Bei 46,456 Sekunden stoppten die Uhren. So schnell war noch kein Frauen-Trio in Grenchen unterwegs! Das war der klare Einzug ins große Finale um Gold, wo die amtierenden Weltmeisterinnen ihren Gegner Großbritannien deutlich schlagen konnten. Bronze ging an die Niederlande.

Seit Einführung der Bahn-Europameisterschaften in der Eliteklasse im Jahr 2011 hat der BDR im Teamsprint der Frauen bis auf zwei Ausnahmen – 2012 und 2020 nahm man nicht teil – immer auf dem Podest gestanden. Sechsmal gewannen sie Silber, dreimal Bronze und 2022 und 2023 die Goldmedaille. So erfolgreich war keine andere Nation.   

Bei den Männern verpasste das BDR-Trio in der Besetzung Luca Spiegel (RV Offenbach), Maximilian Dörnbach (RSC Cottbus) und Marc Jurczyk (RSC Turbine Erfurt) nur knapp die Bronzemedaille, wurde im kleinen Finale gegen Frankreich Vierter.  

Das war ein starkes Ergebnis, musste Bundestrainer Jan van Eijden die Mannschaft doch kurzfristig umbauen, nachdem erst Stefan Bötticher wegen Rückenproblemen ausfiel, und dann auch noch Nik Schröter (RSC Cottbus) wegen einer Erkältung nicht starten konnte. Der erst 18-Jährige Luca Spiegel meisterte seine EM-Premiere in der Eliteklasse sehr gut.
In der Qualifikation fuhr das deutsche Trio in 43,023 Sekunden auf einen guten fünften Rang, und konnte in der nächsten Runde Polen schlagen und zog ins kleine Finale ein, wo sie Vierter wurden.

Gold für Teutenberg!
Für eine kleine Sensation sorgte der Kölner Tim Torn Teutenberg im Ausscheidungsfahren. Auch wenn er schon einige Zeit zu den stärksten Ausdauerfahrern in den Einzeldisziplinen gehört, vierfacher Deutscher Meister ist und 2021 und 2022 Vize-Europameister in der U23-Klasse war, kam der EM-Titel in der Eliteklasse ein klein wenig überraschend. Der erst 20-Jährige begeisterte wieder mit seiner großen Rennübersicht und siegte ganz souverän vor dem Portugiesen Rui Oliveira und dem Niederländer Philip Heijnen.

„Ich habe mich sehr gut gefühlt, und als wir noch ca sechs Fahrer waren, habe ich mir gedacht, das kann heute was werden,“ freute sich der neue Europameister. „Das Podium hatte ich im Visier, auch wenn ich in der letzten Runde meine Rückennummer verloren habe“, lachte der 20-Jährige, der eine großartige Performance bot. „Aber als es auf die Zielgerade ging, da wusste ich, dass es reichen wird.“

„Taktisch ist Tim brillant, heute hatte er auch die besten Beine,“ lobte Bundestrainer Tim Zühlke.

 

Die Verfolger

Das Frauen-Quartett von Bundestrainer André Korff ist Titelverteidiger in der 4000-m-Mannschaftsverfolgung der Frauen, gewann im letzten August in München souverän die Goldmedaille. Damals noch am Start die inzwischen zurückgetretene Lisa Brennauer. Für sie rückte Laura Süßemilch (Fenix-Deceuninck) in den Vierer, die bereits 2021 an gleicher Wettkampfstätte mit dem deutschen Quartett EM-Gold holte. Süßemilch und die drei Olympia-Siegerinnen Franziska Brauße (CERATIZIT-WNT Pro Cycling Team), Lisa Klein (Trek-Segafredo) und Mieke Kröger (Human Powered Health) sind also ein eingespieltes Team. Klein und Kröger waren aber in der EM-Vorbereitung krank, konnten in Frankfurt/Oder nicht zusammen trainieren. „Trotzdem sind sie heute gut gestartet, haben sich aber noch nicht so viel zugetraut,“ sagte Bundestrainer Korff nach der Qualifikation. „In den letzten Runden haben sie wieder einiges aufgeholt, vom Grundniveau hätten sie aber zwei Sekunden schneller fahren können.“ Morgen treffen die Deutschen in der nächsten Runde auf den Vierer aus Großbritannien.

Bei den Männern fuhren Benjamin Boos, Tobias Buck-Gramcko, Nicolas Heinrich und Theo Reinhardt (alle rad-net Oßwald) die 4000 Meter in der Quali in 3:54,081 auf den fünften Platz und treffen morgen in der ersten Runde auf Belgien.

„Es war ein solider Lauf, wir wollten nicht überpacen, sondern gleichmäßig fahren. Heinrich ist nach seiner Corona-Erkrankung noch nicht so stabil, hat es aber sehr gut gemacht,“ sagt Bundestrainer Tim Zühlke, der morgen in der nächsten Runde Leon Rohde (Santic Wibatech) einsetzen wird, während sich Heinrich schonen soll.

Eine weitere Entscheidung fiel im Scratchrennen der Frauen. Dort belegte Lena Charlotte Reißner (SSV Gera) den 16. Platz.  

 

Reaktionen 

Emma Hinze: „Es lief sehr gut, war aber sicher nicht so einfach, wie es ausgesehen hat. Aber ich bin schon sehr stolz auf die Zeiten, die wir hier gefahren sind. Ich war im Dezember vier Wochen krank und wusste im Trainingslager in Kapstadt nicht wirklich wo ich stehe. Mein Körper hat sich aber wieder an die Form angepasst, es hat heute wieder Spaß gemacht.“

Alessa Pröpster: „Ich war noch nie so nervös wie heute, schön, dass Jan (Bundestrainer Jan van Eijden) und die Mädels mir ihr Vertrauen geschenkt haben. Die letzte Zeit war nicht einfach für mich. Ich hatte im Dezember noch eine Operation, aber alles ist gut verheilt, jetzt schauen wir mal, was die nächsten Monate noch alles passiert.“

Lea Sophie Friedrich: „Wir haben einen mega guten Zusammenhalt, können uns gegenseitig motivieren und puschen, wenn eine mal am Zweifeln ist, können wir sie wieder aufbauen. Dieser Zusammenhalt, der macht uns so schnell.“

Pauline Grabosch: ,Die EM kommt relativ früh im Jahr, nur ein halbes Jahr nach München. Das ist schon ein kleiner Psychoterror. Wir haben uns so gut wie möglich vorbereitet. Es wird eine lange Saison bis August, da gilt es auch, sich noch zu steigern. Wir nehmen uns als Team gemeinsam mit, es ist eine Teamleistung. Ich bin sehr stolz und zufrieden mit diesem Tag.“

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