Trainieren in der Corona-Krise

In vier Monaten sollen die Olympischen Spiele in Tokio beginnen. Derzeit weiß niemand, ob sie stattfinden können. Trotzdem trainieren die Sportlerinnen und Sportler des BDR weiter, allerdings gibt es Einschränkungen, besonders für die Sportarten, die auf Hallen oder Bahnen angewiesen sind.

Sämtliche geplanten gemeinsamen Trainingslager wurden bis vorerst 19. April abgesagt. Sportlerinnen und Sportler trainieren individuell zu Hause.  Mit dem Rad kann man auf der Straße oder im Gelände trotz Pandemie derzeit noch trainieren. Das tun fast alle.

„Uns fehlen natürlich die Wettkämpfe. Das ist das was unseren Sport ausmacht, was Spaß macht. Wir alle hoffen, dass diese Krise nicht zu lange dauert,“ sagt Lisa Brennauer, bei der Bahn-WM mit Silber und Bronze dekoriert und eine der aussichtsreichsten Olympia-Kandidatinnen im BDR.

Frauen-Bundestrainer André Korff rät dazu, abzuwarten und das Beste aus der Situation zu machen. „Wir können nichts tun, haben es nicht in der Hand. Also halten wir uns an die behördlichen Anweisungen. Solange jede noch für sich allein auf der Straße trainieren kann, ist die Situation auszuhalten,“ sagt Korff.

U23-Bundestrainer Ralf Grabsch hat seinen Kader das letzte Mal im Januar bei Leistungstests gesehen. „Wir wollten uns jetzt eigentlich im März in Belgien gemeinsam auf die Klassiker vorbereiten. Das fällt jetzt weg. Es ist für alle eine schwierige Situation“, sagt Grabsch und befürchtet, dass es problematisch wird, nach einer längeren Pause alle wieder zusammen zu bekommen, weil einige Fahrer auch in ausländischen Teams unter Vertrag stehen.

„Wir wollten eigentlich am vergangenen Freitag nach Mallorca fliegen und dort nach der WM in Berlin mit dem Grundlagentraining wieder beginnen. Wir versuchen das jetzt an den Stützpunkten zu kompensieren“, sagte Kurzzeit-Bundestrainer Detlef Uibel. Inzwischen haben einige Stützpunkte wie Erfurt Sondergenehmigungen erteilt, damit Olympia-Kandidaten die Einrichtungen wie Krafträume weiter nutzen können. Uibel hofft zudem, dass mit einer Ausnahmegenehmigung vom 12. bis 22. April in Kienbaum eine zentrale Maßnahme durchgeführt werden kann – unter Quarantäne-Bedingungen. „Wir haben mit der Dezentralisierung nicht die besten Erfahrungen“, sagte Uibel.

„Es ist schon alles völlig verrückt, was gerade passiert. Ich hoffe, dass ich zumindest in Cottbus zusammen mit meinem Heimtrainer Alexander Harisanow weiter trainieren kann“, erklärte Emma Hinze. Die 22-Jährige, die bei der WM Ende Februar in Berlin mit den Titeln im Teamsprint, Sprint und Keirin zur deutschen Sprint-Hoffnung für die Olympischen Spiele avancierte, ist nach einem einwöchigen Urlaub auf Fuerteventura zurück in der Lausitz. „In Rio gab es ja auch das Zika-Virus. Wir sind trotzdem hingeflogen und es ist nichts passiert. Allerdings kann man das vielleicht nicht ganz vergleichen, weil das Zika-Virus nicht so leicht zu übertragen ist wie das Corona-Virus.“

Auch die Verfolger-Mannschaft von Bundestrainer Sven Meyer ist von den Absagen betroffen. Normalerweise hätten Theo Reinhardt & Co. im April ein Höhentrainingslager in Mexiko absolviert. Jetzt wird die Zeit knapp, um bis zu den Olympischen Spielen in die Höhe zu gehen. „Wir hoffen, dass wir zumindest den geplanten Straßen-Block fahren können“, so Meyer.

Mountainbike-Bundestrainer Peter Schaupp hat seinen Kader angewiesen, draußen im Gelände oder auf der Straße zu trainieren, so lange dies möglich ist. „Problematisch wird es, wenn man nicht mehr raus kann,“ sagt Schaupp. „Wir befinden uns im Aufbautraining. Bewegung ist für die Athleten lebenswichtig. Ein Hochleistungssportler kann nicht auf Null schalten, da bekommt er große gesundheitliche Probleme.

Mountainbiker Manuel Fumic, der seine fünften Olympischen Spiele plant, macht die Krise erfinderisch. „Ich habe zu Hause schon einige Geräte, werde das ausbauen, suche mir noch einiges zusammen, damit ich wenigstens Krafttraining machen kann, wenn eine Ausgangssperre verhängt wird.“  Er sieht eine wettkampflose Zeit kritisch. „Es ist für jeden Leistungssportler eine große Herausforderung, motiviert zu bleiben, wenn es kein Ziel gibt.“

Wie die Bahnfahrer haben auch die BMX-Sportler das Problem, dass sie auf bestimmte Trainingsstätten angewiesen sind. Der BMX-Stützpunkt Stuttgart hat aber geschlossen, nur noch in Cottbus ist Training möglich. „Cottbus ist die einzige Bahn bundesweit, wo unsere Athleten noch fahren können“, sagt Bundestrainer Florian Ludewig. Wenn auch sie dicht macht, ist nur noch Krafttraining möglich. „Das wäre katastrophal, aber nicht zu ändern. Zwei, drei Wochen kann man da mal überbrücken. Viele Kader-Athleten sind gut ausgestattet, können auch in der Garage mit verschiedenen Geräten trainieren.“

Der Saisonhöhepunkt der Hallenradsportler ist erst Ende November die WM in Stuttgart. Daher trifft sie die Pandemie nicht so hart, jedenfalls nicht in der Eliteklasse.  Im Juniorenbereich allerdings wird der Saisonhöhepunkt, die Europameisterschaft in der Schweiz, die für Mai geplant war, vermutlich abgesagt werden müssen.

„Kein Kader-Athlet kann in einer Halle trainieren, diese sind alle geschlossen. Es steht alles still. Die Sportlerinnen und Sportler haben Trainingspläne, die sie zu Hause absolvieren können. Sie sind aufgefordert, sich körperlich fit zu halten und technische Abläufe über mentales Training zu erhalten. Das funktioniert, ist wissenschaftlich bewiesen,“ sagt Dieter Maute, Bundestrainer der Kunstradfahrer. Per Videochat sollen sich seine Sportler gegenseitig motivieren. „Es sind schwere Zeiten, aber wir müssen jetzt in den sauren Apfel beißen und uns als ganze Nation solidarisch zeigen,“ so Maute.

 

zum Bild: Bundestrainer Detlef Uibel muss auch bei Weltmeisterin Emma Hinze derzeit mehr Abstand halten.   Foto: BDR (nur im Rahmen der Veröffentlchung dieses Pressetextes kostenfrei)

 

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